1. Mannschaft Zweiter Spieltag

Oberliga Baden - Saison 2021/2022| Oberliga 2021/2022 im BSV-Ergebnisdienst

Absteiger aus der 1. Schachbundesliga: SV Hockenheim (Rückzug)
Absteiger aus der 2. Schachbundesliga: SC Emmendingen (Rückzug)
Aufsteiger aus den Verbandsligen: Karlsruher SF | SG Rochade Kuppenheim

Mannschaftsführer: IM Heinz Fuchs

Zweiter Spieltag: 24.10.2021

SC Untergrombach

2232

-

SV Hockenheim (A)

2278

3½ - 4½

Karlsruher SF (N) 2190 - BG Buchen 2342

2½ - 5½

OSG Baden-Baden III 2296 - SC Emmendingen (A) 2240

5½ - 2½

SK Ettlingen 2233 - SF Bad Mergentheim (A) 2341

3½ - 4½

Rochade Kuppenheim (N) 2178 - SC Brombach 2150

3½ - 4½

SC Viernheim II     spielfrei  

Zweiter Spieltag: Einzelergebnisse

Brett

SC Untergrombach

ELO  

SV Hockenheim

ELO Ergebnis
1 IM Boric, Muhamed 2357 - GM Baramidze, David 2601

0 - 1

2 FM Dr. Podat, Vladimir 2311 - GM Buhmann, Rainer 2570

0 - 1

3 IM Fuchs, Heinz 2241 - WGM Dordzhieva, Dinara 2335

0 - 1

4 FM Schneider, Bernd 2264 - IM Nekrasov, Mihail 2272

½

5 FM Kountz, Jochen 2305 - Möldner, Jürgen 2254

½

6 FM Raupp, Thomas 2270 - Günthner, Oliver 2159

1 - 0

7 FM Dr. Sieglen, Joachim 2188 - Ptak, Ferdinand 2012

½

8 Nied, Pascal 1918 - Löchel, Thomas 2017

1 - 0

Zweiter Spieltag: Tabelle

Rang

Mannschaft

Spiele Punkte BP BW ELO-Schnitt
1 OSG Baden-Baden III 2 4:0 13 59½

2305

2 SF Bad Mergentheim (A) 2 4:0 12 58½

2354

3 BG Buchen 2 4:0 10 37

2318

4 SG Rochade Kuppenheim (N) 2 2:2 8 31

2179

5 SC Brombach 2 2:2 5 25½

2068

6 SC Viernheim II 1 2:0 5 24

2314

7 SV Hockenheim 1 2:0 26½

2278

8 SK Ettlingen 2 0:4 7 33

2233

9 SC Untergrombach 2 0:4 21½

2241

10 SC Emmendingen (A) 2 0:4 6 28

2185

11 Karlsruher SF (N) 2 0:4 3 15½

2179

Aus den zweiten Ligen steigen jeweils die drei letztplatzierten Mannschaften ab. Badische Vertreter sind in der 2. Liga Süd: Ötighein, Baden-Baden II, Eppingen und Walldorf.

Zusätzlich zu den in der Tabelle genannten Absteigern wird noch eine weitere Mannschaft absteigen, um in der kommenden Saison wieder auf zehn Mannschaften zu kommen. Das heißt, es steigen drei bis fünf Mannschaften ab in die Verbandsliga.

Spielbericht

von Ralf Toth

Nach der Auftaktniederlage gegen Viernheim II war der SC Untergrombach zu Hause gegen den SV Hockenheim gefordert - jener Verein, der nur wenige Wochen zuvor in der zentralen Bundesligaendrunde noch versuchte, Deutscher Meister zu werden. Der zuvor angekündigte Rückzug gleich zwei Klassen tiefer schlug deutschlandweit in der Schachwelt hohe Wellen und kostete den Hockenheimern viele Sympathien. In der Oberliga traten sie im Wesentlichen mit ihrer bisherigen zweiten Mannschaft an, verstärkt um die Großmeister Baramidze und Buhmann. Untergrombach litt auch am zweiten Spieltag unter den Reiserestriktionen verursacht durch die Corona-Pandemie und konnte nicht mit dem gewünschten Aufgebot antreten. Dennoch sollten sich im Verlauf des Kampfes durchaus Chancen ergeben. Größter Profiteur der Untergrombacher Aufstellung war Pascal Nied, mit ihm gelang es dem Verein, nach siebenjähriger Aufbauarbeit (beginnend von Null) erstmals einen Nachwuchsspieler für die erste Mannschaft zu stellen. Und Pascal Nied war beileibe nicht als Notlösung gedacht, was er mit seinem Spiel auch eindrucksvoll untermauerte.

An Brett drei endete die Partie früh unentschieden. FM Bernd Schneider hatte sich im achten Zug entschieden, nach einem Läuferschach nicht als offensichtliche Erwiderung den eigenen Läufer schützend vor den König zu stellen, sondern er zog den König zur Seite und brachte sich damit um sein Rochaderecht. Das sah nicht nur ungewöhnlich aus, sondern brachte den Untergrombacher nicht nur um seinen Anzugsvorteil, sondern auch direkt in die Bredouille. Schwarz war am Drücker und baute nach einer Reihe präziser Züge eine bedrohliche Phalanx auf. Glück für Bernd Schneider und den SCU, dass IM Nekrasov die beste Fortsetzung verpasste und in immer noch leicht besserer Stellung ins Remis einwilligte.


FM Bernd Schneider remisierte früh gegen IM Nekrasov

Ein ungewöhnliches Stellungsbild zeigte sich am zweiten Brett in der Partie FM Dr. Podat gegen GM Buhmann, Weiß hatte die Dame gegen Turm, Leichtfigur und einen gefährlich weit vorgerückten Freibauern. Tatsächlich steht der Untergrombacher in der Partie nach siebzehn Zügen etwas besser:

In dieser Stellung mit Weiß am Zug ist Sc3 oder Sa4 die beste Fortsetzung. Um Sb4 zu vermeiden, spielte Weiß a3 und kam nur wenige Züge später in eine bereits kritische Stellung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In dieser Stellung ist guter Rat bereits teuer für Weiß. Wie fortsetzen? Nach einigem Nachdenken zog Weiß Da4 und die Kiebitze fragten sich, was wohl auf Lxc4 folgen würde. Die gleiche Frage stellte sich der Großmeister aus Hockenheim und zog Lxc4. Was folgte? Weiß gab auf.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Der letzte Zug entschied seine Partie: FM Dr. Podat unterlag mit Weiß GM Buhmann

Am Spitzenbrett war Neuzugang IM Mumahed Boric gegen GM David Baramidze nach umsichtigem Spiel in einem Endspiel mit gleichfarbigen Läufern angekommen. In der folgenden Stellung gilt es, das gefährliche weiße Freibauernpaar im Zaum zu halten:

Wie soll Schwarz fortzsetzen? Die Stellung ist tatsächlich an diesem Punkt noch völlig ausgeglichen und fast jeder Königszug (Ke8, Kd8, Kd7) hält die Partie, aber Boric spielte 33. ... f6? und kam in entscheidenden Nachteil nach 34. g3 Kd7 35. Lb5+ Ke7 hier griff Baramidze seinerseits fehl und ließ den Untergrombacher mit 36. Kc2? vom Haken, dieser nutzte seine Chance jedoch nicht: 36. ... Lf7?? 37. Lc6 f5 38. b5 und Weiß gewann.

Nötig war 36. ... a2! 37. Kb2 g5! und Weiß kann keinen Fortschritt erzielen, weil der König an den schwarzen Freibauern gebunden ist.

 

 

 

 

 


IM Muhamed Boric hatte das Remis zum Greifen nahe im Endspiel gegen GM Baramidze.

FM Jochen Kountz ging mit Schwarz gegen Jürgen Möldner wenig Risiko. In einer Abtauschvariante der Sizilianischen Verteidigung (Beschleunigtes Fianchetto) war man nach nur 15 Zügen im Endspiel angekommen. Schwarz stand aufgrund des weißen Doppelbauers auf der c-Linie leicht besser, aber mit je zwei Türmen und einem Läufer war es sehr schwierig, hier entscheidenden Vorteil zu erlangen. Letzten Endes zeigte sich einmal mehr, dass es schon zweier Schwächen im gegnerischen Lager bedarf, um zu gewinnen. FM Kountz probierte noch einiges, letzten Endes versandete die Partie aber in der gerechten Punkteteilung.


FM Kountz remisierte gegen Jürgen Möldner, hier in der Analyse direkt nach dem Partieende.

Auf dem Papier war FM Dr. Joachim Sieglen am siebten Brett Favorit und ging auch mutig in seine Partie. Gegen die Reti-Eröffnung seines Gegenübers opferte der Doktor direkt einen Bauern und bekam dafür klaren Entwicklungsvorsprung und das Zentrum. Nach achtzehn Zügen verrechnete sich der Untergrombacher in einer Kombination und spielte Sxd4 statt Sb4 (siehe Partie am Artikelende). In dem forciert entstehenden Endspiel war plötzlich der Hockenheimer am Drücker. Dr. Sieglen jedoch bewies Klasse und bog die Partie ein zweites Mal um. Ein schwarzer Freibauer hätte den Sieg bringen können. Kurz vor Spielende kam es zu folgender Stellung:

Hier ist die schwarze Idee 43. ... Sf2! und nach 44. ... Sa1 fällt der Bauer auf g3 und Schwarz steht auf Gewinn. In der Partie folgte jedoch 43. ... Sf6 44. Ke1 und remis, was wohl psychologisch bedingt war, denn nach dem Rechenfehler im Mittelspiel musste Schwarz lange um Ausgleich kämpfen und kam im entscheidenden Moment vielleicht deshalb nicht mehr auf den siegbringenden Gedanken.

 

 

 

 

 

 

 


FM Dr. Joachim Sieglen mit Remis, aber hätte das Endspiel gewonnen werden können?

Die derzeit beste Form bei allen Untergrombacher Spielern hat FM Thomas Raupp, der bereits eine starke Vorsaison gespielt hat. Gegen FM Oliver Günthner lehnte er ein frühes gegnerisches Remisangebot ab, nutzte die Stärke seines Läuferpaares und gelangte in ein vorteilhaftes Endspiel mit Mehrbauer. Dieser Mehrbauer war allerdings ein Doppelbauer und es war den Kiebitzen mit Clubspielerniveau nicht klar, wie man so einen Vorteil verwerten sollte. Lernen durften sie beim Meister, der studienartig seinen Vorteil zum Sieg verwertete (unbedingt das Endspiel in der Partienliste am Ende des Artikels nachspielen!). Eine großartige Leistung von FM Raupp und es keimte wieder Hoffnung im Untergrombacher Lager auf.


FM Thomas Raupp entschied die Partie im Endspiel, hier in Gewinnstellung gegem FM Günthner.

Keine einfache Aufgabe hatte der Untergrombacher Mannschaftsführer IM Heinz Fuchs gegen die Frauengroßmeisterin Dordzhieva, die mit ihrem Partner GM Dennis Wagner als Zaungast angereist war. Gegen die Russin wählte Fuchs die Königsindische Verteidigung, stand jedoch bei vollem Brett lange gedrückt und konnte sich nicht wirklich befreien. Nach der Zeitkontrolle im vierzigsten Zug hatte Weiß leichten, aber keineswegs entscheidenden Vorteil. in einer komplizierten Partie suchte Fuchs unter dem Druck der Uhr den Befreiungsschlag in Form eines Qualitätsopfers, was leider nicht die ersehnte Befreiung brachte. Unter schwerem Druck gab IM Heinz Fuchs einen Bauern und versuchte einen Dameneinfall in die gegnerische Stellung durch Dordzhieva parierte und die Stellung war verloren.


Mannschaftsführer IM Heinz Fuchs kämpfte lange, musste sich aber am Ende WGM Dordzhieva geschlagen geben.

Damit war auch der Mannschaftskampf verloren und es spielte nur noch Pascal Nied, der erste Jugendspieler aus der 2014 aus dem Nichts entstandenen neuen Garde an Jugendspielern, der es in die erste Mannschaft geschafft hatte. Bereits nach einer knappen Stunde Spielzeit kommentierten Untergrombacher Meisterspieler "der Pascal steht schon auf Gewinn", aber es sollte noch lange dauern, bis dieser Gewinn in einen Siegpunkt umgesetzt war. Wer weiß, war es die Freude am Auskosten der mehr oder weniger hoffnungslosen gegnerischen Stellung? Wer Pascal Nied kennt, weiß, dass das nicht der Grund war. Nied war klar, dass er als Neuling unter besonderer Beobachtung stehen würde und er wollte die Siegstellung möglichst sicher nach Hause bringen. Und das gelang ihm eindrucksvoll! Sein Gegner quälte sich unnötig lange und zog die völlig hoffnungslose Stellung in die Länge. Die Partie war erst beendet, als Nied einen Bauern statt in eine Dame in einen Springer umwandelte und damit die absolute Übermacht der weißen Stellung demonstrierte. Stark vorgetragen vom Youngster und es war schon vor Saisonbeginn klar, dass dies nicht die einzige Oberligapartie von ihm bleiben würde. Was trotz der knappen 3,5:4,5-Heimniederlage Hoffnung macht: Hinter Pascal Nied stehen schon die nächsten Talente bereit zum Sprung in die erste Mannschaft.


Den Schlusspunkt setzte Jugendspieler Pascal Nied in seinem ersten Oberligaeinsatz: Sieg nach Umwandlung in Springer.

Partien

-
24.10.2021