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Oberliga: Knappe Niederlage gegen Viernheim II


In Bestform: FM Dr. Joachim Sieglen (rechts)

Im ersten Heimspiel der Saison kam Aufstiegskandidat SC Viernheim II nach Untergrombach. Die Viernheimer hatten drei Spieler in ihrem Bundesligateam im Einsatz, reisten ansonsten aber mit ihrer besten Besetzung an. Der SC Untergrombach ging volles Risiko und hielt mit der ersten Acht dagegen. Lediglich der krankheitsbedingte Ausfall von FM Hans Wiechert war zu kompensieren. So traten in der Joss-Fritz-Schule die nominell stärksten Teams des zweiten Spieltags an. Für den SCU erstmals im Einsatz waren der französische IM Borya Ider (Brett 2) und FM Thomas Raupp (Brett 8). Ins Team rückte Mannschaftsführer IM Heinz Fuchs für den fehlenden Wiechert. Auf dem Papier war die Begegnung ausgeglichen. Viernheim mit vier Großmeistern (darunter eine WGM) und der U16-Weltmeisterin Annmarie Mütsch, der SCU hatte den Kroaten GM Davor Rogić wieder ans Spitzenbrett eingeflogen.

Zum Auftakt gab es gleich einen herben Dämpfer für den SCU, weil FM Schneider mit den schwarzen Steinen böse gegen die aggressiv aufspielende WGM Josefine Heinemann unter die Räder kam und bereits nach zwei Stunden resigniert aufgab. Nach diesem frühen Rückstand musste der SCU kämpfen, IM Ider lehnte das Remisangebot seines Gegners ab. Nach drei Stunden endete die Partie bei FM Kountz, statt dem erwarteten Remis stand jedoch ein einsamer schwarzer König in der Brettmitte als Zeichen des Sieges der U16-Weltmeisterin. Kountz war schlichtweg ein Rechenfehler unterlaufen, der zum sofortigen Ende der Partie führte. Nun wurde es ganz schwer für den SCU, der bereits mit 0:2 zurücklag. 


Der Untergrombacher GM Davor Rogić verteidigte sich mit Schwarz zäh gegen den angreifenden GM Libiszewski

Kurz darauf folgte das Remis am Spitzenbrett, Rogić hatte seine Stellung hartnäckig verteidigt und das Viernheimer Spitzenbrett willigte ins Remis ein. Am Brett von Oliver Prestel sah es zu diesem Zeitpunkt bereits düster aus, während die Stellungen bei IM Ider, FM Dr. Sieglen und FM Raupp als gut bis sehr gut für den SCU einzuschätzen waren. Ein wildes Gefecht lieferte sich die lettische Legende GM Zigurds Lanka mit der Untergrombacher Legende IM Heinz Fuchs: Auf dem Brett sah es zeitweise mehr nach Blitzschach aus, der Lette hatte gleich zwei Qualitäten ins Geschäft gesteckt, dafür den schwarzen König entblößt und sich einen gefährlichen Freibauer geschaffen. Fuchs wie immer mit wenig Zeit auf der Uhr, aber die Stellung war für Lanka nicht mehr zu gewinnen und er flüchtete sich ins Dauerschach. Das Remis darf als ein schöner Erfolg für den Untergrombacher Kapitän gewertet werden.


Der lettische GM Zigurds Lanka bereitet seinen Angriff am Königsflügel vor, IM Heinz Fuchs (Schwarz) blickt bereits sorgenvoll aufs Brett

Schließlich unterlag Oliver Prestel mit Schwarz und es stand 1:4 aus Untergrombacher Sicht. Alle restlichen Partien mussten jetzt an den SCU gehen. Und Untergrombach kämpfte! FM Dr. Joachim Sieglen hatte in der Eröffnung einen Bauern gegeben und dafür jede Menge Entwicklungsvorsprung und die Initiative erhalten, er gewann den Bauern zweifach zurück und wickelte in ein gewonnenes Turmendspiel ab, verfehlte dann zunächst den Gewinnplan, kam aber aufgrund eines gegnerischen Fehlers zurück und ließ sich die Butter nicht vom Brot nehmen. Eine schöne Partie von Sieglen gegen eine ELO-stärkeren Gegner! 

Am achten Brett gab FM Thomas Raupp sein Debüt für den SCU in der Oberliga und nutzte seinen Anzugsvorteil konsequent aus. Zug um Zug verstärkte er seine Stellung, ließ sich jedoch viel Zeit und trieb den Kiebitzen die Schweißperlen auf die Stirn, als er hin und wieder bei "offensichtlichen" Zügen nach dem Geschmack der Zuschauer zu lange nachdachte. Aber - es hat sich gelohnt, denn fehlerfrei blieb das Rauppsche Spiel und im Endspiel hatte er klare Gewinnstellung erlangt. Sein Gegner zockte noch einige Züge weiter, denn Raupp spielte nur noch auf Inkrement und ließ die Zeit vor seinem Zug manchmal auf wenige Sekunden herunterlaufen. Ein anderer hätte vielleicht die Nerven verloren; Raupp blieb cool und sicherte den Punkt. Ein schöner Einstand für ihn und plötzlich stand es nur noch 3:4!


FM Thomas Raupp gelang mit Weiß ein schöner Sieg zum Einstand 

Alle blickten auf das zweite Brett, wo IM Borya Ider lange Zeit einen Mehrbauern im Springerendspiel hatte. Seine Partie war kompliziert, IM Ider kämpfte und rackerte, aber GM Abergel verteidigte präzise und ausdauern. Letztendlich fand der Untergrombacher nicht den richtigen Gewinnweg, das Material war am Ende zu reduziert um noch den Sieg zu erringen. Remis und damit endete der Kampf denkbar knapp 3,5:4,5 für die Gäste. 

In einer extrem starken Liga, in der tatsächlich jeder jeden schlagen kann, ist der SCU nun auf dem achten Tabellenplatz angekommen. Wie ausgeglichen die Liga tatsächlich ist, zeigt, dass von den fünf Spielen am zweiten Spieltag gleich 4 mit dem knappsten Ergebnis ausgingen und ein Unentschieden dabei war. Buchen und Viernheim II führen die Tabelle mit 4:0 Punkten an, aber das alles ist nur eine Momentaufnahme und kann sich schon am nächsten Spieltag schnell wieder verändern. 

Für den SCU geht es bereits am 25.11. weiter mit einem Auswärtsspiel beim Aufsteiger Sasbach. Hier muss Untergrombach liefern - ein Sieg ist Pflicht für die Männer um Heinz Fuchs, damit die Mission Klassenerhalt nicht in noch größere Gefahr kommt.

Zweiter Spieltag: Einzelergebnisse

Brett SC Untergrombach ELO   SC Viernheim II ELO Ergebnis
1 GM Rogić, Davor 2519 - GM Libiszewski, Fabien 2481 ½
2 IM Ider, Borya 2495 - GM Abergel, Thal 2419 ½
3 IM Fuchs, Heinz 2240 - GM Lanka, Zigurds 2414 ½
4 FM Dr. Sieglen, Joachim 2196 - Dr. Markert, Malte 2345 1-0
5 FM Schneider, Bernd 2243 - WGM Heinemann, Josefine 2261 0-1
6 FM Kountz, Jochen 2335 - Mütsch, Annmarie 2239 0-1
7 Prestel, Oliver 2136 - Buschle, Lukas 2132 0-1
8 FM Raupp, Thomas 2291 - FM Müller, Michael 2119 1-0

von Ralf Toth

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Kommentar von Jens |

Einmal mehr ein sehr schöner Artikel und dazu noch eine bundesligataugliche Twitter-Berichterstattung - Danke Ralf!

Einen "Schönheitsfehler" gibt es dann aber doch - die 4,5 Brettpunkte standen am Ende auf der falschen Seite ;-)