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Oberliga: Untergrombach revanchiert sich gegen Sasbach


Neuzugang GM Yuri Vovk gewinnt kampflos an Brett 1.

Am zweiten Spieltag der Oberliga hatte der SC Untergrombach die SF Sasbach zu Gast zum ersten Heimspiel. Hier war noch eine Rechnung offen aus der Vorsaison, als der SCU sang- und klanglos mit 2:6 verlor. Noch wichtiger aber, die SF Sasbach sind ein direkter Konkurrent im Nichtabstiegskampf und aufgrund ihres Kaders an den vorderen Brettern verwundbar. Daher hat sich der SC Untergrombach entschlossen, zwei Großmeister aufzustellen: Neben der Stammkraft GM Davor Rogic, der am ersten Spieltag wegen Einsatz in der österreichischen Liga aussetzen musste, kam erstmals der ukrainische Neuzugang GM Yuri Vovk zum Einsatz. Bei Vovk gab es am morgen die Hiobsbotschaft: Sein Reisebus wurde vom Zoll unter die Lupe genommen, Anschluss verpasst, Ankunft nach Notfallplan 11 Uhr in Karlsruhe. Bis 11:30 Uhr musste Vovk ins Spiellokal in der Joss-Fritz-Schule gebracht werden. Um 11:22 dort angekommen, gab es eine Überraschung: Sasbach hatte kein Spieler an Brett 1. Die Personalnot hatte den Gegner gezwungen, entweder Brett 1 freizulassen oder am achten Brett mit einem nicht konkurrenzfähigen Spieler anzutreten. Man entschied sich für die erste Variante und nach acht Minuten hatte Vovk den kampflosen Sieg unter Dach und Fach. 1:0 SCU!


GM Davor Rogic überraschte FM Maximilian Ruff mit einer selten gespielten Df3-Variante im offenen Sizilianer und zeigte anschließend Angriffsschach vom Feinsten.

Am zweiten Brett hatte GM Rogic dann Weiß gegen FM Ruff, es wurde ein offener Sizilianer gespielt, Rogic packte eine selten gespielte Variante mit Df3 aus und nach 20 Zügen kommt es zu folgender Stellung: Schwarz hatte gerade Sc6 gespielt. Wie setzt Weiß den Angriff fort? Es gibt nur einen korrekten Zug.

21. Txg6!! fxg6 22. Dxg6+ Ke7 23. Sd5+! Kd8 24. Df6+ Le7 25. Dh8+ Lf8 26. Lg5+ und Weiß gibt auf, da Matt in Eins.

Davor Rogic hat damit gleich seinen ersten Punkt in der laufenden Saison eingesammelt und was für ein wichtiger Punkt!

In der Zwischenzeit hatte an Brett 6 FM Jochen Kountz im offenen Italiener eine hervorragende Angriffschance kreiert. Gegner FM Raphael Zimmer geriet zunehmend unter Druck und musste schließlich Dame gegen Turm und Leichtfigur geben. Dazu stand sein König offen - zuviel des Guten. FM Kountz nutzte die Chance und brachte seine Mansnchaft mit 3:0 in Führung! Wer nun dachte, der Drops sei doch gelutscht, der wurde schnell eines Besseren belehrt.

 

 

FM Jochen Kountz konnte mit Weiß für seinen Verein punkten. Hier im Spiel gegen FM Raphael Zimmer.

Zwar gelang FM Dr. Podat mit Schwarz eine Punkteteilung gegen FM Marco Riehle zum 3,5:0,5 - Podat hatte dabei das seltene Konstrukt eines Tripelbauern am Damenflügel stehen und deshalb war sein Mehrbauer wenig wert. Nach einigen taktischen Finessen im Mittelspiel wurde abgetauscht und es entstand eine tote Endspielstellung, die keiner der Spieler mehr diskutieren wollte.


FM Dr. Podat mit Schwarz ein Remis gegen FM Riehl, das ist ein gutes Ergebnis für den Ukrainer. Beide Spieler haben ELO 2309.

Zu diesem Zeitpunkt sah es eigentlich hervorragend aus: Kapitän IM Heinz Fuchs hatte eine tolle Partie gegen den badischen Meister FM Ehmann abgeliefert und stand permanent leicht besser. FM Schneider und FM Wiechert waren am Gewinnen und FM Dr. Sieglen hatte es gerade geschafft, sich des gegnerischen Drucks zu entledigen und seine Stellung mit Schwarz konsolidiert. Dann jedoch unterlief IM Fuchs in Zeitnot ein schwerer Fehler (g4), der zum sofortigen Zusammenbruch seiner Stellung führte. Nur noch 3,5:1,5!


IM Fuchs brachte sich selbst um den Lohn seiner Arbeit: Nach starker Leistung kostet ihn ein Versehen unter Zeitnot die Partie.

Macht ja nichts, es fehlte ja nur noch ein Punkt. Und den sollte FM Bernd Schneider liefern. Aber was ist das? Bernd Schneider war in eine zwanzigminütige Denkphase versunken. Zwar hatte er den gegnerischen König quasi "in den Seilen", weil auf der eigenen Grundreihe fixiert, dazu einen weit vorgerückten Freibauern, aktiven König und zwei Türme und Springer. Er ließ jedoch zu, dass auch sein Gegner Jörg Hanisch einen Freibauern bekam und der stand plötzlich auf der siebten Reihe und sein Umwandlungsfeld war vom Läufer gedeckt! Hatte Schneider überzogen? Wenn er verliert und Dr. Sieglen das Remis doch nicht halten könnte und FM Wiechert vielleicht auch nur ein Remis holen könnte... das wäre ja sogar noch ein Unentschieden! Das Saalpublikum hielt den Atem an und rechnete mit. Schneider entschied sich nach langem Nachdenken, seinen König aus der gegnerischen Schußlinie zu nehmen, ließ die Damenumwandlung zu, holte sich dafür einen Turm und begann, mit einem Turm weniger, seinen eigenen Freibauern durchzudrücken. Hanisch musste Dame und Läufer gegen zwei Türme geben und nun holte sich jeder der beiden Spieler erneut eine Dame - diesmal jedoch wandelte Schneider mit Schach um und hatte auch noch einen Springer zusätzlich. Diesen Matchball verwandelte er dann zum erlösenden 4,5:1,5. Heimsieg!!


FM Bernd Schneider hatte ein verrücktes Duell mit Jörg Hanisch - sehr zur Freude der Zuschauer und mit dem besseren Ende für den Untergrombacher.

Am fünften Brett hatte aus Untergrombacher Sicht FM Dr. Joachim Sieglen die schwierigste Aufgabe zu bewältigen: Mit Schwarz gegen eine 150 ELO stärkeren Gegner nicht verlieren. Dr. Sieglen meisterte die Aufgabe mit Bravour: Er entledigte sich des gegnerischen Drucks und hatte nach Schneiders Sieg ein Endspiel Springer und Bauer (auf g6) auf dem Brett gegen Springer und zwei Bauern. In solchen Stellungen muss man aufmerksam bleiben, es gibt jedoch keinen Gewinnweg für die Partei mit Mehrbauer. FM Dr. Sieglen blieb cool und hielt das Remis.


Eine schwere Aufgabe gemeistert: FM Dr. Joachim Sieglen mit Remis gegen FM Rahnfeld

Zu guter Letzt hatte dann FM Hans Wiechert den Sack zuzumachen. Er hatte bei deutlichem Vorteil und auch noch mit den weißen Farben bereits in der Eröffnung seinem Gegner einen fiesen isolierten Doppelbauern am Damenflügel verpasst. Diese Schwäche wurde konsequent beharkt und irgendwann ging dann auch ein Bauer veloren. Nach dem Damentausch hieß es für Wiechert, mit T+T+S gegen T+T+L und Bauern den Hebel umzulegen. Keine einfache Aufgabe, weil der Springer dem Läufer nicht unbedingt überlegen war. Aber Wiechert blieb ehrgeizig und am Ball, nach Schneiders Sieg hatte er noch einen zweiten Bauern erobert und wickelte dann das Endspiel technisch zum Sieg ab. Der Sack war zu, ein 6:2 Heimsieg eingefahren!


Hatte gut lachen: FM Hans Wiechert gewann seine Partie überzeugend.

Mit dem 6:2-Heimsieg glückte die perfekte Revanche für die letztjährige 2:6-Niederlage. Die Vorlage dazu war der Einsatz von zwei Großmeistern an den vorderen Bretter, dies war der Schlüssel zum Sieg. Tatsächlich war der SC Untergrombach am zweiten Spieltag das stärkste Team nach ELO in der Oberliga Baden. Mit 3:1 Punkten belegt man nun den vierten Rang in der Tabelle.

In den weiteren Spielen schenkte Emmendingen II komplett ab und trat die Partie gegen Viernheim II erst gar nicht an. Kein billiger Spaß, so eine Spielabsage, folglich muss die Not groß gewesen sein in Emmendingen. Auch Brombach schenkte gegen Baden-Baden ab: Zwar traten acht Spieler auf Brombacher Seite an, die Truppe war allerdings definitiv nicht oberligatauglich und geriet folglich auch heftig mit 1,5:6,5 unter die Räder - obwohl Baden-Baden diesmal "nur" zwei GM aufgeboten hatte. Dreiländereck war gegen Buchen klar im Nachteil, hatte aber möglicherweise Chancen, 3:4 stand es vor dem Ende der letzten Partie, ehe Buchen den Hebel umlegte und 3:5 gewann. Wenig überraschend war die Ettlinger Niederlage in Ötigheim, die ebenfalls zwei GM und dazu noch drei IM aufboten. Ettlingen unterlag 2:6.

Bereits nach zwei Spieltagen teilt sich die Tabelle. Am Tabellenende stehen wie erwartet die Teams aus Sasbach, Ettlingen, Dreiländereck. Vorne stehen Baden-Baden, Ötigheim und Buchen - auch das ist keine Überraschung. Derzeit steht Ötigheim als Tabellenzweiter auf dem Aufstiegsplatz, da Baden-Baden III nicht aufstiegsberechtigt ist.

Untergrombach liegt voll im Saisonplan und kann völlig entspannt am dritten Spieltag nach Baden-Baden fahren. Eine Niederlage dort wäre längst nicht da Ende der Untergrombacher Pläne, will aber natürlich vermieden werden. Der SCU wird durchaus versuchen, auch in Baden-Baden etwas Zählbares (und nicht nur Brettpunkte!) mitzunehmen.

von Ralf Toth

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