1. Mannschaft Neunter Spieltag
Oberliga Baden-Württemberg - Saison 2024/2025
Aus der 2. Schachbundesliga: SV Walldorf, Heilbronner SV, SK Schmiden/Cannstatt
Aus den Oberligen: SC Untergrombach, Karlsruher SF, SK Ettlingen, OSG Baden-Baden III, SC Brombach, SK Schwäbisch Hall, SV Jedesheim, SK Bebenhausen, SF Deizisau II
Mannschaftsführer: IM Heinz Fuchs
Neunter Spieltag: 23.02.2025
Doppelspieltag 8 und 9
In Untergrombach
Karlsruher SF |
2252 |
- |
SC Untergrombach |
2310 |
2½ - 5½ |
SK Ettlingen | 2263 | - | SV Walldorf | 2376 | 2 - 6 |
In Baden-Baden
SV Jedesheim |
2256 |
- |
OSG Baden-Baden III |
2295 |
2½ - 5½ |
SK Bebenhausen | 2159 | - | SC Brombach | 2209 | 4 - 4 |
In Heilbronn
SF Deizisau II |
2229 |
- |
Heilbronner SV |
2306 |
3 - 5 |
SK Schmiden/Canstatt | 2191 | - | SK Schwäbisch Hall | 2297 | 2 - 6 |
Neunter Spieltag: Einzelergebnisse
Brett | Karlsruher SF |
ELO | SC Untergrombach |
ELO | Ergebnis | |
1 | FM Ruff, Maximilian | 2243 | - | GM Solodovnichenko, Yuri | 2519 | 0 - 1 |
2 | Pfatteicher, Lukas | 2240 | - | IM Ider, Borya | 2477 | 0 - 1 |
3 | Fidlin, Simon | 2140 | - | FM Dauner, Benedikt | 2326 | 0 - 1 |
4 | IM Roos, Daniel | 2303 | - | GM Rogic, Davor | 2355 | ½ |
5 | IM Arnold, Lothar | 2293 | - | Nied, Pascal | 2209 | 0 - 1 |
6 | Duschek, Volker | 2291 | - | Doll, Alexander | 2195 | 1 - 0 |
7 | Joeres, Stefan | 2243 | - | IM Fuchs, Heinz | 2226 | ½ |
8 | FM Pfrommer, Christoph | 2263 | - | FM Schneider, Bernd | 2172 | ½ |
Neunter Spieltag: Tabelle
Rang | Mannschaft |
Spiele | Punkte | BP | BW | ELO-Schnitt |
1. | OSG Baden-Baden III | 9 | 15:3 | 41½ | 200 | 2319 |
2. |
SV Walldorf |
9 |
14:4 |
43½ |
203½ |
2351 |
3. | SC Brombach | 9 | 12:6 | 41½ | 195½ | 2264 |
4. | SK Schwäbisch Hall | 9 | 11:7 | 36½ | 162 | 2248 |
5. | SC Untergrombach | 9 | 10:8 | 38 | 166 | 2251 |
6. | SK Ettlingen | 9 | 10:8 | 37½ | 168 | 2253 |
7. | Heilbronner SV | 9 | 9:9 | 41 | 177½ | 2306 |
8. | SF Deizisau II | 9 | 8:10 | 33½ | 157 | 2221 |
9. | SK Bebenhausen | 9 | 5:13 | 33½ | 135½ | 2177 |
10. |
SV Jedesheim |
9 |
5:13 |
31 |
151½ |
2246 |
11. |
SK Schmiden/Canstatt |
9 |
5:13 |
25½ |
106½ |
2190 |
12. |
Karlsruher SF |
9 |
4:14 |
29½ |
121 |
2223 |
Die OSG Baden-Baden III ist nicht aufstiegsberechtigt, da die OSG Baden-Baden II bereits in der zweiten Bundesliga Süd spielt.
Spielbericht
von Ralf Toth
Am Sonntag des Doppelspieltags in Untergrombach ging es gegen die Karlsruher Schachfreunde, die ebenfalls von Abstiegssorgen geplagt wurden. Beide Teams spielten unverändert, brachten also die Aufstellung des Vortages an die Bretter. Damit war davon auszugehen, dass alle sechzehn Spieler bestens vorbereitet in die Partie gingen. Während draußen die Scharen von Wählern zum Wahhlokal der Bundestagswahl am Schach vorbei gelotst wurden, begann drin der Mannschaftskampf.
Untergrombach musste eine frühe Niederlage wegstecken. Am Brett von Alexander Doll kam eine Variante in der Spanischen Partie aufs Brett, die vor über hundert Jahren schon der einzige deutsche Schachweltmeister Emanuel Lasker gegen Siegbert Tarrasch gespielt hat (auch damals gewann Weiß). Doll spielte zügig, schien voll in der Vorbereitung. Es kam die gezeigte Stellung aufs Brett. Volker Duschek hatte mit Weiß die offene e-Linie besetzt und Doll spielte mit Schwarz das vermeintlich logische
16. ... Te8??
und fiel aus allen Wolken, als Duschek
17. Txe8 Dxe8
18. Dh5+
aufs Brett brachte. Dem Untergrombacher blieb nur noch die Aufgabe der Partie.
Am Vortag erfolgreich, gegen Karlsruhe kam Alexander Doll mit Schwarz böse unter die Räder.
Zu diesem Zeitpunkt sah es gar nicht gut aus für Untergrombach. An einige Bretter waren höchst unklare Stellungen entstanden und in der Begegnung zwischen Pascal Nied und IM Lothar Arnold sah es so aus, als ob Nied sich "veropfert" hätte. Der Untergrombacher war nach einem Figurenopfer in tiefes Nachdenken versunken. Was war passiert? Nach fünfzehn Zügen war folgende Stellung auf dem Brett:
Nied - IM Arnold, Stellung nach 15. ... Lxc5
Hier packte Pascal Nied, der sich durchaus noch in seiner heimischen Analysevariante befand, den starken Zug
16. Lxh7!!
aus. Arnold nahm das Figurenopfer an:
16. ... Sxh7
17. Td7 (naheliegend) Dc8
Soweit, so gut, aber wie sollte es weitergehen?
Der geneigte Leser kann gerne versuchen, alle entstehenden Komplikationen zu berechnen und die korrekte Fortsetzung zu finden. Soviel sei verraten: Weiß hat Gewinnstellung, das Opfer war also korrekt. Aber wie setzt man fort?
Nied - IM Arnold, Stellung nach 17. ... Dc8
Pascal Nied fand den korrekten Weg. Es folgte
18. Sxh7 Kxh7
19. h5!!
Unglaublich aber Weiß hat alle Zeit der Welt und kann den h-Bauern zum Sieg vorstoßen.
Der Karlsruher spielt den naheliegenden Zug
19. ... Lc6
und alle Kiebitze fragen sich "was nun?"
Nied - IM Arnold Stellung nach 19. ... Lc6
Pascal Nied steckt nun nach der Figur auch noch einen ganzen Turm ins Geschäft!
20. Dd3+ Kg8
21. h6! Lxd7
Weg ist der Turm. aber Schwarz gibt direkt auf nach der Pointe
22. Dg6!!
Ein Zug, für den eigentlich zwei Ausrufezeichen zu wenig sind. Natürlich hat die Schlussstellung ein Diagramm verdient:
Nied - IM Arnold 22. Dg6!! 1-0
Pascal Nied liefert sein Meisterwerk in Diensten der Untergrombacher ersten Mannschaft ab und egalisiert zum 1:1.
Pascal Nied spielte mit Weiß die Partie des Jahres für den SCU.
Wer dachte, dass FM Bernd Schneider es nach der turbulenten Partie des Vortages ruhiger angehen würde, kennt den Untergrombacher schlecht. Mit Schwarz spielte Schneider die verbesserte Tarrasch-Verteidigung im Damengambit und akzeptierte kaltblütig einen weißen Sturmangriff gegen den Königsflügel. Weiß hatte zwei hängende Bauern auf der c- und d-Linie und schuf sich damit durch geschickte Vorstöße einen Freibauern auf der d-Linie, der gefährlicher aussah, als er war. Schwarz blockierte den Bauern mit dem Springer und verteidigte alle weißen Angriffsideen souverän weg. Am Ende der Partie war eine zwar noch spielbare, aber völlig ausgeglichene Endspielstellung auf dem Brett - Remis die logische Schlussfolge.
FM Bernd Schneider (Schwarz) blieb an diesem Wochenende unbesiegt und hat mit 5,5 aus 9 einen sehr guten Score aufzuweisen.
Dem Untergrombacher Spitzenspieler GM Yuri Solodovnichenko blieb es vorbehalten, seine Farben mit einem Weiß-Sieg in Führung zu bringen. "Solo" eröffnete mit dem Damenbauern und der Gegner verteidigte mit Damenindisch. Die Stellung blieb bis ins Mittelspiel ausgegeglichen, mit minimalen Vorteilen für Weiß, kippte erst, als Schwarz zuließ, dass der Ukrainer mit der Dame am Königsflügel schwarze Felderschwächen ausnutzen konnte und mit dem spielentscheidenden Vorstoß des h-Bauern bis nach h6 in Verbindung mit Mattdrohungen die schwarze Stellung in wenigen Zügen auseinandernehmen konnte. Eine wahrhaft großmeisterliche Vorstellung!
Auf Untergrombachs Spitzenbrett GM Yuri Solodovnichenko war Verlass: Der Ukrainer gewann beide Partien (hier mit Weiß) am Heimspielwochenende.
Mit seinem siebten Remis im siebten Spiel änderte Mannschaftsführer IM Heinz Fuchs den Spielstand auf 3:2. Im Vergleich zu früheren Partien musste er gegen Stefan Joeres über die volle Distanz. Der Karlsruher wählte mit Schwarz die als aggressiv geltende Königsindische Verteidigung und bewies damit Kampfgeist. Der Untergrombacher Routinier fand jedoch die richtigen Züge, gewann im Mittelspiel den schwer zu verteidigenden schwarzen Bauern auf c4. Der Materialvorteil war jedoch rein optisch, denn Schwarz fand eine geschickte taktische Variante und kam über zahlreiche Abtäusche in ein ausgeglichenes Turmendspiel. In einer ausgekämpften Partie trennten sich zwei gleich starke Spieler verdient unentschieden.
Untergrombachs Mannschaftsführer IM Heinz Fuchs musste für seinen siebten halben Punkt in Folge über die volle Distanz gehen.
Eine psychologisch extrem starke Vorstellung lieferte IM Borya Ider am zweiten Brett ab: Der Franzose kam erst einmal fünf Minuten zu spät, schaute aufs Brett, dachte eine Weile nach und beantwortete dann den weißen Eröffnungszug 1. e4 mit 1. ... a6?!. Die Untergrombacher Kiebitze drehten sich feixend weg, es war nicht das erste mal, dass Ider so auf einen gängigen Eröffnungszug antwortete. Damit lag der Fehdehandschuh bereits nach dem ersten Zug für alle offen sichtbar auf dem Tisch. Natürlich war die Partie damit wie geplant nach wenigen Zügen fernab aller ausgetretener Pfade, es kam eine Abart der Vorstoßvariante der Französischen Verteidigung aufs Brett. Weiß zog mit seiner stärksten Figur, der Dame, in den Kampf und IM Ider bot einen Bauern zum Schlagen an, was Weiß annahm. Es entstand im Mittelspiel eine extrem unklare Stellung, die anwesenden Kiebietze bekamen nicht mal vom als Zuschauer anwesenden Untergrombacher FM Dr. Podat eine klare Aussage ("zu kompliziert") - objektiv war die Stellung tatsächlich ausgeglichen, bei aller Dynamik auf dem Brett! Weiß hatte zeitweise drei Bauern mehr und fesselte die schwarze Dame mit dem Turm gegen den König. IM Ider spielte meisterlich mit Turm und zwei Leichtfiguren gegen die weiße Dame und überspielte den Karlsruher in der Folge beinahe nach Belieben. Es war eine der eindrucksvollsten Vorstellungen von IM Borya Ider am Brett für Untergrombach und er hat schon einige spektakuläre Partien abgeliefert! Die Partie lohnt sich in jedem Fall nachzuspielen.
Wie gewohnt völlig angstfrei angierte IM Borya Ider mit Schwarz, hier nach der eigentümlichen Eröffnungswahl 1. e4 a6?! am Ende triumphierte der Franzose beinahe nach Belieben.
Den Mannschaftssieg und damit den Klassenerhalt sicherte dann FM Benedikt Dauner mit einem Weiß-Sieg gegen die Schottische Verteidigung. Dauner profitierte vom passiven Spiel seines Gegenübers, dieser überließ Weiß das Läuferpaar und einen gedeckten Freibauern auf e5. Als Dauner auch noch die schwarze Bauernformation am Damenflügel wegsprengen konnte und ein häßlicher isoierter Doppelbauer auf der c-Linie und ein weiterer isolierter Bauer auf der a-Linie übrig blieben, zweifelte kaum noch einer der anwesenden Kiebitze am Sieg des Untergrombachers. Schwarz, der die Eröffnung völlig neben der Spur bestritten hatte, besann sich nun eines besseren und begann zu kämpfen. Beinahe fünfzig Züge lang musste FM Dauner arbeiten, er ließ aber nichts anbrennen, sammelte noch weiteres Material ein und gewann seine Partie souverän und ungefährdet.
Im Duell zweier junger Talente ließ FM Benedikt Dauner mit Weiß einen Klassenunterschied erkennen.
Als letztes lief noch das Spiel von Großmeister Davor Rogic, der aber kur nachdem FM Benedikt Dauner den Mannschaftssieg gesichert hatte, zum 5,5 :: 2,5 Endstand remisierte. Rogic hatte zwar mit Schwarz leichten Vorteil, da es ihm gelang, die offene d-Linie zu besetzen, was letztlich zu einem Bauerngewinn führte. Der Mehrbauer war aber gegen die hartnäckigen weißen Verteidigungszüge nicht zu verwerten, so stand am Ende die Punkteteilung zu Buche.
Untergrombach hat am vorletzten Spieltag das Saisonziel "Klasenerhalt" erreicht, woran der überraschende Sieg gegen Heilbronn am siebten Spieltag großen Anteil hatte. Die Mannschaft kann nun völlig entspannt in den letzten Doppelspieltag gehen und trifft dort am 22. und 23. März auf die württembergischen Mannschaften Deizisau 2 und Cannstatt.