1. Mannschaft Siebter Spieltag Saison 2022 / 2023

Oberliga Baden - Saison 2021/2022| Oberliga 2021/2022 im BSV-Ergebnisdienst

Absteiger aus der 2. Schachbundesliga: -
Aufsteiger aus den Verbandsligen: SK Ladenburg | SF Sasbach

Mannschaftsführer: IM Heinz Fuchs

Siebter Spieltag: 26.02.2023

SC Untergrombach

2215

-

SK Ladenburg (N)

2073

5 - 3

SC Brombach 2276 - Karlsruher SF 2259

2½ - 5½

SF Sasbach (N) 2137 - SV Hockenheim 2269

3½ - 4½

SC Viernheim II 2361 - SK Ettlingen 2226

3½ - 4½

BG Buchen 2275 - OSG Baden-Baden III 2286

3 - 5

Siebter Spieltag: Einzelergebnisse

Brett

SC Untergrombach

ELO  

SK Ladenburg

ELO Ergebnis
1 GM Solodovnichenko, Yuri 2489 - IM Cernov, Vadim 2274

½

2 GM Rogic, Davor 2440 - Falk, Kristoffer 1994

1 - 0

3 Nied, Pascal 2211 - Stemmler, Tim 2014

0 - 1

4 FM Raupp, Thomas 2246 - Cernov, Henrik 2216

½

5 IM Fuchs, Heinz 2252 - Dr. Feil, Stephan 2149

1 - 0

6 FM Dr. Podat, Vladimir 2254 - Müller, Erich 2031

1 - 0

7 FM Schneider, Bernd 2159 - Blössl, Walter 2063

1 - 0

8 Hayen, Andre 1668 - Dr. Dabrowski, Roman 1841*

0 - 1

* DWZ, da keine ELO vorhanden

Siebter Spieltag: Tabelle

Rang

Mannschaft

Spiele Punkte BP BW ELO-Schnitt

1

SC Viernheim II

7

14:0

42

185

2352

2 OSG Baden-Baden III 7 12:2 36½ 174½

2299

3 Karlsruher SF 7 11:3 31½ 138½

2232

4 SK Ettlingen 7 8:6 26½ 118

2246

5 BG Buchen 7 6:8 28 125

2263

6 SC Brombach 7 6:8 28 120

2189

7 SC Untergrombach 7 5:9 24 102

2221

8 SV Hockenheim 7 5:9 23½ 113

2242

9

SK Ladenburg (N)

7

3:11

22

101

2068

10

SF Sasbach (N)

7

0:14

18

83

2099

Der Meister der Oberliga Baden steigt auf in die zweite Bundesliga Süd. Die beiden letztplatzierten Mannschaften steigen ab. Steigen aus der zweiten Schachbundesliga Süd mehr als zwei badische Vertreter ab, erhöht sich die Anzahl der Absteiger entsprechend. Badische Vertreter in den zweiten Schachbundesligen sind: SC Ötigheim, OSG Baden-Baden II, SF Bad Mergentheim, SV Walldorf, SC Eppingen.

Spielbericht

von Ralf Toth

Der drittletzte Spieltag der spannenden Oberligasaison 22/23 hatte das Heimduell des SCU mit dem Aufsteiger SK Ladenburg auf dem Programm. Die Mannschaft des SC Untergrombach stand hier schon mächtig unter Druck, denn jedes andere Ergebnis als ein Heimsieg wäre nach der unglücklichen Heimniederlage gegen Hockenheim ein weiterer Sargnagel für die Mannschaft, die um den Klassenerhalt kämpft. Es wird die Gäste wenig überrascht haben, dass sich der SC Untergrombach an den vorderen Brettern wieder mit den beiden Großmeistern Yuri Solodovnichenko und Davor Rogic verstärkt hatte. Auf dem Papier waren die Gastgeber klarer Favorit, aber würden sie die ELO-Übermacht für einen Heimsieg nutzen können?

Nach nur 23 Zügen besorgte GM Davor Rogic die Führung für den SCU, die zu diesem frühen Zeitpunkt niemanden mehr überraschte. In der Paulsen-Variante der Sizilianischen Verteidigung hatte sein Gegenüber im dreizehnten Zug daneben gegriffen und setzte seinen Springer statt nach c5 nach b6, was dem kroatischen Großmeister auf Untergrombacher Seite erlaubte, seinen Bauernsturm am Königsflügel zu vollenden. Nach gerade einmal 16 Zügen war folgende Stellung auf dem Brett, die auch weniger starke Schachspieler schnell unter "kaputt" klassifizieren:


GM Rogic - Falk, Stellung nach 16. Sf5

Sieben Züge später schlug der g-Bauer auch noch auf f7 ein und die Partie war zu Ende. 1:0 für den Gastgeber nach leichtem Spiel für GM Rogic nach einem Fehlgriff von Schwarz in einer scharfen Eröffnungsvariante. Kann passieren, nimmt man gerne mit.


Die Klasse des Großmeisters setzte sich durch: GM Davor Rogic war siegreich mit Weiß.

Zu dem frühen Zeitpunkt überraschend erhöhte FM Dr. Vladimir Podat dann nach nur 23 Zügen auf 2:0. Zu diesem Zeitpunkt stand der Ukrainer bereits deutlich besser, da sich Schwarz in der gewählten Variante des Damengambit zu passiv aufgestellt hatte. Die Partie fand in klar besserer Stellung für FM Dr. Podat ein jähes Ende, als Schwarz sich das letzte Rückzugfeld für seine Dame verbaute und der weiße Turm die schwarze Monarchin fangen konnte.


FM Dr. Podat (links) konnte die Dame von Erich Müller fangen und die Partie gewinnen.

Und es lief weiter gut für die Heimmannschaft, denn auch FM Bernd Schneider konnte den vollen Punkt einsammeln. Schneiders Gegner ließ sich im Mittelspiel zu einem übermotivierten Qualitätsopfer hinreißen. Schneider sammelte zu der Qualität noch einen Bauern ein, beließ aber den unrochierten König kaltblütig in der Brettmitte. Schneiders Gegner Walter Blössl ging nun "all-in" und opferte eine zweite Qualität, Schneider, forcierte den Tausch der Damen und gab clever die eine Qualität zurück, danach war die Partie gelaufen und Weiß reichte die Hand zur Aufgabe. 3:0 für den SCU!


FM Bernd Schneider sammelte kaltblütig den vollen Punkt ein und brachte seine Mannschaft mit 3:0 in Führung.

Lange hatten die zahlreichen Kiebitze die Partie am Spitzenbrett schon zugunsten der Gäste abgeschrieben. In der Rossolimo-Variante der Sizilianischen Verteidigung hatte GM Yuri Solodovnichenko etwas zu lange mit der kurzen Rochade gezögert, sein Gegner IM Vadim Cernov bekam ordentlich Druck gegen die schwarze Position, ließ aber die letzte Präzision in seinen Angriffszügen vermissen und dies konnte der Untergrombacher Spitzenspieler nutzen, um seine Stellung zunehmend zu konsolidieren. In nich ausgekämpfter und leicht vorteilhafter Stellung für Cernov wurde dann die Stellung zur Erleichterung der Heimzuschauer Remis gegeben. 3,5:0,5 und nun war der Heimsieg nicht mehr weit.


IM Cernov (Weiß) und GM Yuri Solodovnichenko (Schwarz) trennten sich friedlich mit Unentschieden.

FM Thomas Raupp trennte sich von Henrik Cernov Remis, weil er sah, dass IM Heinz Fuchs nicht mehr verlieren würden. In der Partie wurde Nimzoindisch diskutiert, FM Raupp bekam früh ordentlich Raumvorteil, Cenonv versuchte sich in Attacken am Königsflügel, die Raupp aber erfolgreich auskonterte. Der Untergrombacher klammerte sich an einen Mehrbauern, überließ Schwarz dafür die a-Linie, die dieser auch für sich zu nutzen wusste. Kurz nach der Zeitkontrolle stellte FM Raupp jegliche Gewinnversuche ein und ließ sich im Dienste seiner Mannschaft auf Unentschieden ein.


Der erfahrene FM Thomas Raupp hatte den "jungen Wilden" Henrik Cernov zum Gegener. Ergebnis: Remis.

Wer meint, beim Stand von 4:1 für die Heimmannschaft würde nicht mehr viel schief gehen können, der verkannte die Lage. Ausgerechnet die beiden Hoffungsträger und Jugendspieler Pascal Nied und Andre Hayen standen zu diesem Zeitpunkt hoffnungslos auf Verlust. Was war geschehen? Der solide und klar favorisierte Pascal Nied hatte im Mittelspiel ohne größere Verwicklungen einen Bauern eingestellt, kurz darauf folgte ein zweiter Bauer und nur kurz darauf war die Partie entschieden. Weiß musste nicht viel für seinen Sieg investieren, es war vermutlich die schwächste Partie von Meisterkandidat Nied in der aktuellen Saison. In seinem Alter muss man sich deswegen aber keine Sorgen machen, solche Ausrutscher kommen zunehmend seltener vor, zudem kam Nied gerade von einem erfolgreichen Ausflug zum Baden-Badener Fastnachtsturnier zurück und vermutlich fehlte ihm die nötige Frische.


Tim Stemmler hatte keine Probleme mit Weiß, da Pascal Nied einen schwarzen Tag erwischte.

Anders war der Partieverlauf an Brett 8, wo Jugendspieler Andre Hayen nach den Absagen von Markus Krieger, FM Dr. Sieglen und FM Kountz seine Chance bekam und nutzen wollte. In der selten gespielten modernen Verteidigung machte Hayen zunächst alles richtig und hatte nach 17 Zügen eine druckvolle und vorteilhafte Stellung aufgebaut. Leider entschied sich Hayen, statt der obligatorischen kurzen Rochade unter dem Eindruck trügerischer Sicherheit, den König in der Mitte zu belassen, was Schwarz auszunutzen wusste - dieser rochierte nämlich umgehend kurz und warf dann seine Streitmacht in den Kampf und schon sehr schnell wurde klar, dass der weiße Monarch in der Mitte alles andere als sicher war. Der Ladenburger Dr. Dabrowski spielte seine Attacke schnörkellos zu Ende und sammelte verdient den Punkt ein. Der Untergrombacher Nachwuchsspieler Andre Hayen wird sich hoffentlich nächstes Mal an die Partie erinnern und vor allem daran, wie wichtig die Rochade auch in vermeintlich unangreifbaren Stellungen ist!


Andre Hayen (Weiß) unterschätzte die Wichtigkeit der Rochade und geriet in einen vernichtenden schwarzen Angriff.

Nun stand es "nur noch" 4:3 für den Gastgeber und dennoch unterhielten sich die noch anwesenden Kiebitze in gelöster Stimmung, denn am letzten verbliebenen Brett ging es nur noch darum, ob IM Heinz Fuchs den vollen Punkt einsammelt oder ob er noch ein Remis abgeben müsste. IM Fuchs hatte sich im Scheveninger System aufgestellt, ein populäres System innerhalb der Sizilianischen Verteidigung. Nach dem weißen Fianchetto am Königsflügel war der aggressive und unkonventionelle Zug 11. g4 eine Abweichung von der Theorie. Weiß fixierte in der Folge mittels a5 thematisch den in diesem System rückständigen Bauern auf b7. Soweit so gut, auf erste Abwege geriet Weiß, der seinen Läufer nach b6 gezogen hatte, als er dessen Rückzugsfeld abschnitt und zuließ, dass der Untergrombacher Kapitän den schönen Läufer mit einem schnöden Springer abtauschen konnte und dadurch eine krasse Bauernschwäche auf b6 erzeugen konnte. Dieser Bauer war nicht zu halten und das war eigentlich schon der spielentscheidende Fehler, auch wenn von hier aus noch über vierzig Züge bis zum endgültigen Sieg zu spielen waren! Dies spricht für die Defensivqualitäten des Ladenburger Spielers, der IM Heinz Fuchs erheblichen Widerstand entgegensetzen konnte. Aus sportlichen Gesichtspunkten und vor für die Kiebitze war es erfeulich zu sehen, welch erbitterter Gegenwehr IM Heinz Fuchs sich ausgesetzt sah. Der ließ aber nichts anbrennen und verwertete seinen großen Vorteil letztlich sicher, wofür es vom fairen Verlierer auch ein Extra-Lob gab. Großer Sport!


IM Heinz Fuchs war mit seinem Sieg der Matchwinner im Mannschaftskampf

Mit dem Sieg des Mannschaftsführers war auch der Sieg im Mannschaftskampf besiegelt. Untergrombach verlässt damit die Abstiegsränge und steuert dem großen Saisonfinale am letzten und alles entscheidenden Spieltag entgegen!

Partien

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26.02.2023