1. Mannschaft Vierter Spieltag Saison 2022 / 2023

Oberliga Baden - Saison 2021/2022| Oberliga 2021/2022 im BSV-Ergebnisdienst

Absteiger aus der 2. Schachbundesliga: -
Aufsteiger aus den Verbandsligen: SK Ladenburg | SF Sasbach

Mannschaftsführer: IM Heinz Fuchs

Vierter Spieltag: 27.11.2022

SF Sasbach (N)

2059

-

SC Untergrombach

2269

3 - 5

Karlsruher SF 2259 - SC Viernheim II 2407

1½ - 6½

SV Hockenheim 2213 - BG Buchen 2234

4 - 4

SK Ladenburg (N) 2105 - OSG Baden-Baden III 2278

4 - 4

SK Ettlingen 2253 - SC Brombach 2249

4½ - 3½

Vierter Spieltag: Einzelergebnisse

Brett

SF Sasbach

ELO  

SC Untergrombach

ELO Ergebnis
1 FM Heinz, Thimothee 2347 - IM Ider, Borya 2488

½

2 FM Riehle, Marco 2358 - GM Rogic, Davor 2448

½

3 Hanisch, Jörg 2059 - Nied, Pascal 2178

0 - 1

4 Plaul, Eckart 2064 - FM Raupp, Thomas 2246

0 - 1

5 Hassenstein, Alexander 1987/ - IM Fuchs, Heinz 2261

1 - 0

6 Metz, Ulrich 1995 - FM Schneider, Bernd 2149

0 - 1

7 Riehle, Klaus 1867* - FM Kountz, Jochen 2265

½

8 Gubela, Hans-Erich 1821 - Krieger, Markus 2118

½

* DWZ, da keine ELO vorhanden

Vierter Spieltag: Tabelle

Rang

Mannschaft

Spiele Punkte BP BW ELO-Schnitt

1

SC Viernheim II

4

8:0

26

118

2359

2 OSG Baden-Baden III 4 7:1 22½ 107½

2305

3 Karlsruher SF 4 6:2 17½ 79

2241

4 SC Brombach 4 4:4 16½ 70½

2151

5 BG Buchen 4 4:4 16 74

2256

6 SK Ettlingen 4 4:4 12 51½

2242

7 SK Ladenburg (N) 4 3:5 15½ 68½

2059

8 SC Untergrombach 4 3:5 13 56

2215

9

SV Hockenheim

4

1:7

111

53

2231

8

SF Sasbach (N)

4

0:8

10

42

2100

Der Meister der Oberliga Baden steigt auf in die zweite Bundesliga Süd. Die beiden letztplatzierten Mannschaften steigen ab. Steigen aus der zweiten Schachbundesliga Süd mehr als zwei badische Vertreter ab, erhöht sich die Anzahl der Absteiger entsprechend. Badische Vertreter in den zweiten Schachbundesligen sind: SC Ötigheim, OSG Baden-Baden II, SF Bad Mergentheim, SV Walldorf, SC Eppingen.

Spielbericht

von Ralf Toth

Nach der heftigen, wenn auch in gewisser Weise erwarteten ½ - 7½ - Niederlage gegen den hohen Meisterschaftsfavoriten in der Oberliga Baden, den SC Viernheim II, musste der mit nur einem Punkt aus den ersten drei Begegnungen in die Saison gestartete SC Untergrombach dringend liefern. Bei den SF Sasbach, die erst nach dem Verzicht des SC Dreiländereck in die Oberliga aufgestiegen waren, sollte es nun klappen mit dem ersten Saisonsieg. Um die Chancen zu erhöhen, kam erstmals in dieser Saison IM Borya Ider zum Einsatz, am zweiten Brett war GM Davor Rogic gesetzt.

Am Spitzenbrett traf IM Borya Ider auf einen alten Bekannten, FM Thimotee Heinz, der in der Saison 16/17 in der zweiten Schachbundesliga für den SCU antrat. In Untergrombach hat man nicht so gute Erinnerungen an den Spieler, der nach Ablauf des Transferfensters damals seine Zusage für die Saison 17/18 überraschend wieder zurückzog. IM Ider hatte ihn im Vorfeld der Begegnung als "sehr soliden Spieler" beschrieben, gegen den ein Punktgewinn kein Selbstläufer werden würde - er sollte recht behalten. In einer Variante des angenommenen Damengambits zementierte Ider ein mächtiges Bauernzentrum ein, dem Schwarz dynamisches Spiel entgegensetzte. Nach einer Abtauschorgie mit einigen taktischen Finessen war ein Endspiel mit Dame und Läufer entstanden, in dem keine der beiden Parteien mehr Aussicht auf irgendeinen Vorteil hatte und folgerichtig teilten sich die beiden französischen Meisterspieler die Punkte.


Im französischen Duell am Spitzenbrett wurden die Punkte geteilt: IM Borya Ider für den SC Untergrombach spielte mit Weiß.

Am zweiten Brett sah es so aus, als ob der Sasbacher FM Marco Riehle gegen GM Rogic eine ruhige Kugel spielen wollte, er wählte die Italienische Eröffnung. Dass Riehle an diesem Sonntag eher auf Krawall gebürstet war, wurde klar, als er im fünften Zug den Bauern nicht wie in tausenden Partien zuvor auch nach d3, sondern als Opfer nach d4 vorschob. Der kroatische Großmeister, der ohnehin gerne mal dubiose Gambits annimmt, griff beherzt zu. In der Folge hielt Rogic mit Schwarz auch hartnäckig an seinem Mehrbauern fest, dem Weiß stets aktives Figurenspiel und eine gewisse Initiative entgegenzusetzen wusste, so dass das Spiel sich mehr oder weniger im dynamischen Gleichgewicht befand. Nach dem Tausch der Damen ging der Bauern wieder zurück an den Sasbacher und das entstandene Endspiel war remis, so dass auch am zweiten Brett die Punkte geteilt wurden. Zu diesem Zeitpunkt war der Kampf beim Stand von 1:1 auch noch völlig offen.


GM Davor Rogic nahm das Gambit von FM Riehle an, nach einer kurzweiligen Partie gab es im Endspiel ein Unentschieden.

Wesentlich besser lief es für den SCU an Brett 6, wo FM Bernd Schneider mit Schwarz im Mittelspiel zwar materiellen Gleichgewicht Vorteil erlangte, da er einen gedeckten Freibauern auf der d-Linie besaß, während sein Gegner mit einem kümmerlichen Doppelbauern auf der b-Linie dagegen halten musste. FM Schneider spielte umsichtig und verdichtete seinen Vorteil. Er konnte für sich vorteilhaft abtauschen und zwei Mehrbauern in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel retten. Da es sich um verbundene Freibauern handelte, war die Messe gelesen und nach einigen weiteren belanglosen Zügen warf Weiß das Handtuch und Untergrombach ging mit 1:2 in Führung.


Besorgte mit Schwarz einen ganz wichtigen Sieg für den Mannschaftserfolg: FM Bernd Schneider.

Untergrombachs 17jähriges Top-Talent Pascal Nied bekam es am dritten Brett mit der Najdorf-Variante in der Sizilianischen Verteidigung zu tun, einer Eröffnung, die meterweise Eröffnungsliteratur im Schachbücherregal produziert hat. Kein Problem für Nied, der in der Eröffnung schwer auszukontern ist, zumal eine wenig gespielte Nebenvariante aufs Brett kam, in der Sweshnikow-ähnliche Strukturen mit einem hängenden schwarzen Bauern auf d6 entstanden waren. Dieser hängende Bauer wurde auch zum permanenten Angriffsobjekt für den Weißspieler. Während die schwarzen Figuren (Dame und Turm) an die Verteidigung des schwachen Bauern gebunden waren, optimierte Nied in meisterlichem Stil seinen Stellungsvorteil, vergrößerte seinen Raumvorteil und verbesserte die Position seiner Figuren. Als Schwarz schon leicht verzweifelt einen Bauernvorstoß am eigenen Königsfügel initiierte, kippte die Partie sofort, denn um die schwarze Königssicherheit war es geschehen. Mit einem mächtigen Angriff am Laufen ließ Pascal Nied nichts mehr anbrennen und besorgte das nach dem Partieverlauf hochverdiente 3:1.


Pascal Nied (Weiß) beharkte erst lange den schwachen Bauern auf d6, als Schwarz die eigene Königsstellung öffnete, schlug sein Angriff durch.

Die Partie von FM Thomas Raupp lief lange Zeit in eher ruhigen und ausgeglichenen Bahnen. Im angenommenen Damengambit war eine einigermaßen symmetrische Struktur entstanden, Weiß hatte leichten Raumvorteil, erst als Thomas Raupp mit Schwarz einen Springer auf c4 einpflanzen konnte, erreichte er leichten Vorteil. Dann ging ein weißer Bauer verloren, die Damen wurden getauscht und just als man sich um einen langen Kampf um den Sieg eingestellt hatte, gab Weiß völlig überraschend auf, in einer Stellung, in der noch nicht so klar ist, wie Schwarz die Partie entscheiden kann. Mit dem Stand von 4:1 war der Kampf gelaufen, denn es war klar, dass zumindest FM Kountz seine Partie nicht verlieren würde.


Unverhofft kommt oft: FM Thomas Raupp profitiere mit Schwarz von der verfrühten Aufgabe seines Gegners.

Eine seltsame Partie fand an Brett 8 statt. Schon die Eröffnung von Weiß war außergewöhnlich, der Gegner von Markus Krieger griff zur Larsen-Eröffnung und schob im ersten Zug den Bauern nach b3 vor. Schon nach sechs Zügen war man abseits aller jemals gespielten Partien: Weiß nahm den schwarzen Läufer auf f8, Schwarz nahm den Springer auf f3, Weiß griff sich den Bauern g7, Schwarz schlug auf g2 und nach Tg1, Tg8 hatte Schwarz einen gedeckten Freibauern auf g2. Jeder dachte, die Partie geht vielleicht noch ein paar Züge lang, aber objektiv hatte Weiß konkretes Gegenspiel und so kam es auch. Schwarz hatte enormen Entwicklungsrückstand und auch der schöne Freibauer ließ sich nicht halten. Statt den Sack zuzumachen, ließ Weiß eine Abwicklung ins Turmendspiel zu, aber auch das war noch gewonnen. Ohne echte Gewinnversuche zu unternehmen, bot Weiß im 43. Zug Remis (in Gewinnstellung) was Markus Krieger dankend annahm. Damit - und das war das wichtigste - war der Kampf gewonnen, denn es stand nun 1,5:4,5.


Da lachte er noch: Markus Krieger erwischte am achten Brett einen gebrauchten Tag und war nach der Partie sichtlich angefressen.

Ein packendes Duell lieferten sich IM Heinz Fuchs und Alexander Hassenstein am vierten Brett. Auch hier war Damengambit (die Halbslawische Variante) auf dem Brett, Schwarz hatte einen Bauern auf b4, der nicht mehr von eigenen Bauern gedeckt werden konnte und lange das Ziel weißer Angriffsbemühungen war. Unter dem Eindruck knapper werdender Zeit nahm die Partie dann eine unverhoffte Wendung: Fuchs hatte den schwarzen Läufer auf f8 gefesselt und war auf dem besten Weg, Material einzusammeln, bot mutig und richtig eine Figur für vernichtenden Angriff und parierte dann ein Zwischenschach mit dem Zug Bauer nach g3, was sofort verliert, während Bauer nach f4 sofort gewinnt, weil dieser Zug noch die schachgebende Dame bedroht. Ein vermeintlich feiner Unterschied, in diesem Fall absolut spielentscheidend, denn nach Bauer nach g3 funktioniert das Figurenopfer einfach nicht mehr. Wer der Partie miterlebt hat muss sagem Chapeau Alexander Hassenstein, der unter starkem Druck cool geblieben ist und mit etwas Glück die Partie für sich entscheiden konnte.


IM Heinz Fuchs: Ein heißer Tanz stand ihm bevor, leider mit einem fatalen Fehlgriff im entscheidenden Moment.

Eine interessante Partie spielten FM Jochen Kountz und Klaus Riehle am siebten Brett. Hier wurde das Schottische Vierspringerspiel thematisiert. Im Mittelspiel konnte der Favorit Jochen Koutz Druck aufbauen und die schwarze Bauernstruktur sah angreifbar aus. Nach dem Tausch der Damen wurde es schwieriger für Weiß, den Druck aufrechtzuerhalten. Der Kampfgeist war jedoch ungebrochen, denn FM Kountz lehnte ein recht frühes gegnerisches Remisangebot ab. Objektiv war die Partie jedoch sehr schwer aus dem Gleichgewicht zu bringen und am Ende war sogar eher der Sasbacher am Drücker, akzeptierte dann nach der Zeitkontrolle aber das Remis zum 3:5 Endstand.


FM Jochen Kountz und Klaus Riehle erspielten ein dem Partieverlauf entsprechend gerechtes Unentschieden.

Mit diesem ganz wichtigen Auswärtssieg konnte der SC Untergrombach etwas Abstand zu den (vermeintlichen) Abstiegsplätzen bringen. Der Sieg war einigermaßen glücklich, mit etwas mehr Kampfgeist hätten die Gastgeber vielleicht sogar um einen Punktgewinn spielen können. Der SCU liegt nun wieder im Soll und empfängt im neuen Jahr den Tabellenneunten und ehemaligen Bundesligisten SV Hockenheim. Schaut man sich den ELO-Schnitt der Hockenheimer an, muss der SCU gewarnt sein, diese Begegnung wird alles andere als ein Selbstläufer.

Zum Abschluss des Berichts bietet der Berichterstatter noch ein kostenloses Kaltgetränk auf dem 39. Open Untergrombach dem ersten Kommentator, der weiß, wem diese wunderbaren Schachsocken in diesem Mannschaftskampf kein Glück gebracht haben (Teilnehmende am Mannschaftskampf ausgeschlossen...)

 

 

Partien

-
27.11.2022