Eline Roebers, Siegerin des 38. Open Untergrombach (Foto mit freundlicher Genehmigung von Lennart Ootes)
In einer packenden und dramatischen Partie gelang es der jungen Niederländerin, den fünffachen Open-Sieger GM Vyacheslav Ikonnikov mit Schwarz zu besiegen. Eline Roebers ist somit die jüngste Spielerin und außerdem - das freut uns besonders - die erste weibliche Spielerin, die je das Turnier gewonnen hat. Glückwunsch an das Supertalent Eline Roebers und alles Gute auf dem weiteren Weg.
Der fünffache Open-Sieger GM Vycheslav Ikonnikov führt die weißen Steine gegen Eline Roebers.
Zur Stunde läuft die letzte Runde im 38. Open Untergrombach. Am Spitzenbrett prallen zwei Vertreter unterschiedlicher Geschlechter und Generationen aufeinander. Noch reizvoller wird das Duell, weil beide auch völlig konträre Spielstile pflegen: Auf der einen Seite der stets alles kontrollierende russische Großmeister, auf der anderen Seite die junge Niederländerin, die keine Chance auf einen vielversprechenden Angriff auslässt und ohne angezogene Handbremse spielt. Diesen Unterschied illustrieren sehr deutlich ihre Gewinnpartien aus der sechsten Runde:
Die Ausgangslage vor der letzten Runde im A-Turnier: Gewinnt Eline Robers an Brett 1 gegen GM Ikonnikov, ist sie Turniersieger. Remisieren die beiden oder gewinnt GM Ikonnikov, könnte FM Menacher der lachende Dritte falls er sein Match gegen FM Cofmann gewinnt. Gewinnt Ikonnikov und gewinnt Menacher nicht, dann wird GM Ikonnikov das Turnier gewinnen. Bei Remis an Brett 1, wird Eline Roebers Turniersiegerin, falls Menacher nicht gewinnt. Veaceslav Cofmann und FM Oliver Stork können nur noch punktgleich mit dem oder der Siegerin einlaufen, gewinnen können sie das Turnier aufgrund der schlechteren Zweitwertung nicht mehr. Es bleibt also spannend und an Spitzenbrettern muss früher oder später was riskiert werden!
Am dritten Brett gewann Eline Roebers und krönte ihre Partie mit einem durchschlagenden Mattangriff. In Runde sechs fällt die Vorentscheidung über den Turniersieg an Brett 1, wo FM Menacher (5 Pkt.) mit Schwarz gegen Roebers (4,5 Pkt.) kämpft.
FM Manfred Menacher (rechts) führt das Feld mit 4 aus 4 nach seinem Sieg gegen FM Oliver Stork an.
In der vierten Runde kam Manuel Pietzsch am Spitzenbrett mit Weiß zu einem recht bequemen Remis gegen Eline Roebers. Der ebenfalls mit 3 aus 3 gestartete Joachim Klein unterlag GM Ikonnikov am dritten Brett. Somit war klar, wer am zweiten Brett siegen würde, würde auch als Tabellenführer in den letzten Doppelspieltag gehen. Hier gewann FM Manfred Menacher (ASV Burglengenfeld), der nun mit 4 aus 4 und einer derzeitigen Ratingperformance von 2738 alleiniger Spitzenreiter im A-Turnier ist. In der fünften Runde wird Menacher mit Weiß gegen FM Armin Farmani die Gelegenheit haben, die Führung zu verteidigen. Verfolgt wird der Oberpfälzer von sechs SpielerInnen mit 3,5 Punkten, darunter Topfavorit GM Vyacheslav Ikonnikov, der mit Schwarz gegen den neu-FM Benedikt Dauner (SF Forst) spielen muss. Dies wird eine sehr interessante Begegnung, der ambitionierte Dauner hatte in den letzten Monaten reihenweise starke Ergebnisse hingelegt und wird sicher den Großmeister auf die Probe stellen wollen.
Der Eppinger FM Veaceslav Cofmann ist einer von vielen aus der Verfolgergruppe mit 2,5 Punkten
Am gestrigen Doppelspieltag war so ziemlich alles geboten, was ein Schachturnier ausmacht. Spannende und lehrreiche Partien, Favoriten, die Federn lassen mussten und dramatische Zeitnotduelle. Nur fünf SpielerInnen behielten die weiße Weste mit 3 Punkten aus 3 Partien. Den stärksten Eindruck hinterließ bislang die erst fünfzehnjährige Niederländerin Eline Roebers, die alle Auftaktpartien souverän und völlig ungefährdet gewinnen konnte. Lohn ihrer Mühen: Heute spielt sie erstmals am Spitzenbrett. In Runde 3 gab ihr Gegner eine Figur für drei Bauern - dass die Figur wertvoller war, demonstrierte Roebers meisterhaft: Eline Roebers - Jérôme du Maire
Der Favorit GM Vyacheslav Ikonnikov musste gegen den jungen Karlsruher Hendrik Hänselmann sein ganzes Können aufbieten
In der ersten Runde eines Opens mit Schweizer System setzen sich gewöhnlich die Favoriten aus der oberen Tabellenhälfte durch. Doch hin und wieder gibt es Überraschungen, die eben das Salz in der Suppe einer Auftaktrunde sind. Einige Aufmerksamkeit erregte der Auftaktsieg des Bruchsales Joscha Schmitt-Schott, dem es gelang, mit den schwarzen Steinen den klaren Favoriten IM Vadim Cernov zu bezwingen. Fast noch spektakulärer war der Kampf an Brett 1: Hier saß der Jugendspieler Hendrik Hänselmann (KSF) dem fünffachen Open-Sieger GM Vyacheslav Ikonnikov gegenüber. Hänselmann lieferte einen leidenschaftlichen Kampf und hielt die Partie bis weit ins Endspiel im Gleichgewicht. Erst in der Zeitnotphase setzte sich die Klasse des Großmeisters durch- Alle anderen SpielerInnen waren längst nach Hause gegangen, als die Partie am Spitzenbrett beendet war. Für den Ehrgeiz des aufstrebenden Talents spricht, dass er direkt nach der Aufgabe sofort Ikonnikov gefragt hat: "Wo war mein Fehler?"