2. Mannschaft Zweiter Spieltag

Verbandsliga Nord - Verbandsrunde 2025/26

Absteiger aus Oberliga: SC Eppingen 2
Aufsteiger aus Landesliga: SC Untergrombach 3, SC Neckargmünd

Mannschaftsführer: Ralf Toth

Zweiter Spieltag: 09.11.2025

SC Untergrombach 2

2100 -

SC Viernheim 3

1990

5½ - 2½

SC Eppingen 2 (A) 1689 - SK Ettlingen 2 2037

3 - 5

SSV Bruchsal 2001 - SC Pforzheim 2034

3 - 5

SC Neckargmünd (N) 1870 - BG Buchen 2004

4 - 4

Mosbacher SC 1999 - SF Bad Mergentheim 3 1793

4 - 4

Zweiter Spieltag: Einzelergebnisse

Brett

SC Untergrombach 2

DWZ  

SC Viernheim 3

DWZ

Ergebnis

1 FM Dr. Podat, Vladimir 2289 - Engemann, Till 2121

1 - 0

2 Hayen, Andre 2108 - Müller, Michael 2058

1 - 0

3 Simon, Florian 2083 - Martin, Stefan 2163

½

4 FM Dr. Balzar, Andreas 2254 - Vossen, Daniel 1993

1 - 0

5 FM Kountz, Jochen 2119 - Gottschall, Lorenz 1970

0 - 1

6 Uyar, Levin 2046 - Meng, Yuxuan 1791

1 - 0

7 Doll, Stefan 2108 - Popitz, Paul 1762

1 - 0

8 Toth, Luca 1796 - Dr. Spiegel, Stefan 2059

0 - 1

Zweiter Spieltag: Tabelle

Rang Mannschaft Spiele Punkte Brettpkt. BW DWZ-Schnitt

1.

SC Untergrombach 2 (N)

2

4:0

11½

53

2084

2. BG Buchen 2 3:1 43 2080
3. SC Pforzheim 2 3:1 9 42½ 2037
4. SK Ettlingen 2 2 3:1 9 39½ 2053
5. SC Eppingen 2 (A) 2 2:2 44 1926
6. SC Neckargmünd (N) 2 1:3 33 1861
7. SSV Bruchsal 2 1:3 7 39½ 1988
8. SC Viernheim 3 2 1:3 26½ 1980

9.

Mosbacher SC

2

1:3

23

1999

10.

SF Bad Mergentheim 3

2

1:3

6

34

1833

Spielbericht

Von Ralf Toth

Am zweiten Spieltag der Verbandsliga Nord empfing Aufsteiger Untergrombach 2 einen Mitfavoriten auf den Meistertitel, den SC Viernheim 3 aus Mannheim. Die Mannschaft, die prinzipiell den zweiten der Weltrangliste, GM Hikaru Nakamura, am ersten Brett aufbieten könnte, trat dann doch in einer eher üblichen Verbandsligaaufstellung an und musste, wie auch der SCU, auf einige Stammspieler verzichten, die am Tegernsee die Offenen Bayrischen Meisterschaften mitspielten. Besonders erfreulich war aus Untergrombacher Sicht das Comeback nach elfjähriger Schachpause von FM Dr. Andreas Balzar, der seine Auftaktpartie auch gleich sehenswert gewinnen konnte.

Zunächst musste der SCU aber einen Rückstand verdauen, denn Luca Toth, der nach zuletzt starken Leistungen seine Chance in der Verbandsliga bekam, musste sich Dr. Spiegel geschlagen geben. Nach der Partie offenbarte der Viernheimer, dass der junge Untergrombacher den Sieg eigentlich schon im Sack hatte und so war es auch. In der Aljechin-Verteidigung verbrauchte Toth mit Weiß aufgrund ihm unbekannter Stellungsbilder viel Zeit, fand dann aber im fünfzehnten Zug ein starkes und korrektes Turmopfer, konnte die beste Fortsetzung dann aber nicht mehr rechtzeitig berechnen. Neun Züge später war die Stellung noch immer komplett gewonnen für Weiß, aber unter dem Druck der Uhr und in scharfer Stellung fand Toth nicht die beste Fortsetzung und innerhalb von zwei Zügen kippte die Partie zunächst in Ausgleich und dann sogar in Gewinnstellung für Schwarz, die Dr. Spiegel dann auch problemlos verwerten konnte. Eine Lehrstunde für das Untergrombacher Jugendtalent, der aber mit der gezeigten Leistung durchaus zufrieden sein darf.


Luca Toth (vorne links) konnte sich für sein starkes und mutiges Spiel leider nicht belohnen. 

Eine halbe Stunde später bügelte Stefan Doll den Fauxpas mit einem ungefährdeten Sieg aus und glich aus zum 1:1. Doll nahm das angebotene Evans-Gambit an, gab den Bauern nach zehn Zügen aber wieder zurück. Nach zwanzig Zügen wurde gegenläufig rochiert, aber es war schon viel Material vom Brett. Die Stellung war objektiv ausgeglichen, doch nach 26 Zügen bot Weiß einen Springer zum Tausch an und gleichzeitig Remis. Doll lehnte ab - gespielt wurde nämlich der Verlustzug, der einfach eine Qualität kostet und das sah der Untergrombacher natürlich auch. "Der Rest war Technik" wie es so schön heißt und man kann durchaus annehmen, dass Doll die noch gespielten dreißig Züge genossen hat, denn er konnte gefahrlos und in Ruhe seine Gewinnstellung verwerten. 

Nun schlug die Stunde von FM Dr. Andreas Balzar, mit dessen Rückkehr ans Brett gewiss niemand gerechnet hatte. Zuletzt war Dr. Balzar am letzte Spieltag der Saison 2013/14 im Einsatz, damals in der zweiten Bundesliga Süd gegen den TSV Schott Mainz. Dass er nichts an Spielstärke eingebüsst hat, bewies Dr. Balzar am Brett gegen Viernheim: Mit Weiß ließ er in der Löwenthal-Variante der Sizilianischen Verteidigung keine Fragen offen, startete dominant und gut vorbereitet aus der Eröffnung, sicherte sich das Läuferpaar und trieb die schwarzen Figuren mit präzisen Zügen tief zurück in die eigene Festung. Nach einem unvermeidlichen Bauernverlust besaß der Untergrombacher ein verbundenes Freibauernpaar auf der a- und b-Linie und hielt alle Trümpfe in der Hand. Schwarz suchte sein Heil in verzweifeltem Gegenspiel am Königsflügel, den Sturmangriff konterte FM Dr. Balzar jedoch kühl aus und sammelte noch mehr entscheidendes Material ein. Schwarz blieb in diesem Spiel ohne jede Chance und in dieser Form ist FM Dr. Balzar ein Glücksfall für den Aufsteiger aus Untergrombach. 

Bei der erneuten Führung für den SCU blieb es nicht, denn nun legte Andre Hayen am zweiten Brett nach etwas über vier Stunden Spieldauer nach und erhöhte auf 3:1. Auch Hayen wurde mit Weiß mit der Sizilianischen Veteidigung konfrontiert, allerdings mit der Modernen Drachenvariante. Weiß spielte ein spätes Lc4 und ließ den König nach der langen Rochade kaltblütig auf c1 stehen. im sechtzehnten Zug stellte Schwarz zweizügig einen Bauern ein, was die Sache für den Untergrombacher vereinfachte, zudem dabei die Damen getauscht wurden. In dem entstandenen Endspiel konnte Weiß risikofrei mit dem Mehrbauern auf Gewinn spielen, wobei Schwarz durchaus zäh verteidigte. Schwarz entschied sich, am Königsflügel vorzugehen, statt passiv zu verteidigen - die falsche Entscheidung, denn der weiße Vorteil verdichtete sich zusehends. Nach der Zeitkontrolle veredelte Andre Hayen seine erspielte Gewinnstellung mit einer kleinen Abschlusskombination zum verdienten Sieg. 

Für klare Verhältnisse sorgte dann Untergrombachs Spitzenbrett FM Dr. Vladimir Podat. Mit Schwarz griff Dr. Podat zur Nimzoindischen Verteidigung, man folgte einer Weile der Partie Gelfand-Ponomariov aus dem Jahr 2007, im elften Zug wich FM Dr. Podat von dieser Partie ab und geriet prompt in schweres Fahrwasser. In einer äußerst scharfen Stellung mussten beide Spieler präzise Züge machen. Im Mittelspiel gelang es Dr. Podat, durch Figurentäusche Druck aus der Stellung zu nehmen, dennoch blieb leichter Vorteil für Weiß aufgrund der offenen Stellung und des weißen Läuferpaars. Folgerichtig lehnte Viernheims Spitzenbrett ein schwarzes Remisgebot ab und ging voran. Im 23. Zug fand Dr. Podat dann ein starkes Qualitätsopfer, das die Wende brachte: Ein schwarzer Freibauer auf der d-Linie war entstanden, das Läuferpaar war verschwunden und es blieb die zersplitterte weiße Bauernformation am Königsflügel. Ein Lehrstück für den Trainingsabend! Urplötzlich hatte der materiell unterlegene Schwarze die Initiative, trieb Weiß vor sich her und konnte zwei Bauern einsammeln. In einer letzten Verzweiflungstat gab Weiß die Qualität zurück und setzte alles auf eine Karte in Form eines Freibauern auf der b-Linie. FM Dr. Podat jedoch behielt alles unter Kontrolle und sammelte nach einem sehenswerten Kampfsieg einen wichtigen Punkt am ersten Brett ein. 


FM Dr. Podat (rechts mit Schwarz) drehte seine Partie und holte einen wichtigen Punkt am ersten Brett.

Mit einem starken Gegner bekam es mit Schwarz Florian Simon am dritten Brett zu tun. Simon griff zur Grünfeld-Indischen Verteidigung und wagte einen ausgiebigen Ausflug seiner schwarzen Dame am Damenflügel auf Kosten der Entwicklung. Weiß verschmähte einen angebotenen Bauern (ein Fehler), blieb aber auch in der Folge am Drücker. Die schwarze Stellung blieb passiv und nach 26 Zügen gewann Weiß im zweiten Anlauf einen Bauern. Im Besitz des Mehrbauern setzte Weiß seine Karten auf den verbliebenen Freibauern auf der d-Linie, dies gab Simon jedoch die Möglichkeit, in ein ungleichfarbiges Läuferspiel abzuwickeln, an dessen Ende er sogar seinen verbliebenen Läufer opfern konnte, weil sein König rechtzeitig die rettende Ecke auf h8 erreichen konnte - Weiß besaß den Läufer der falschen Farbe und einen Randbauern. Mit zäher Verteidigung rettete sich der Untergrombacher in die Punkteteilung und besiegelte gleichzeitig den Heimsieg. 

Im Duell der beiden jüngsten an den Brettern behielt Levin Uyar mit Weiß das bessere Ende für sich. In der Spanischen Partie folgten beide Spieler einer über 150 Jahre alten Partie (Rosenthal-Paulsen, 1870), im dreizehnten Zug wich Uyar von dem Klassiker ab und prompt hatte Schwarz die bessere Stellung. Der schwarze Vorteil verflüchtigte sich jedoch schnell und im Mitelspiel ließen beide Spieler es ordentlich krachen und lieferten sich ein Taktikduell mit dem besseren Ende für den Untergrombacher. Dieser behielt zwei Figuren für einen Turm bei zwei Bauern weniger, aber der deutlich aktiveren Stellung. Wieder wurde taktiert und als der Pulverdampf erneut verzogen war, blieb ein Turmendspiel mit Mehrbauer für Uyar. Die Stellung war nicht leicht zu gewinnen und nach einigen Unsicherheiten fand Uyar den richtigen Plan und die vielen mit seinem ehemaligen Trainer Stefan Doll eingeübten Turmendspiele zahlten sich aus. Die letzten zwanzig der 65 Züge waren Technik, also Verwertung einer gewonnenen Stellung und das gelang Uyar dann hervorragend und letztlich ging der Punkt aufgrund der gezeigten Leistung auch in Ordnung. 

Glücklos blieb an diesem Sonntag neben Luca Toth leider auch FM Jochen Kountz, der (mal wieder) die schwarzen Steine zu führen hatte. Keine leichte Aufgabe gegen einen motivierten jungen Erwachsenen. Die Eröffnung lief gut für den Untergrombacher, der die richtigen Züge fand und die Partie ausgeglichen gestalten konnte. Bei gegenläufigen Rochaden lag der schwarze Plan auf der Hand: Attacke am Demenflügel, während Weiß auf der entgegengesetzten Seite operierte. In solchen Stellungen geht es oft nur darum, wer zuerst zuschlagen kann. Tatsächlich wich der Viernheimer von seiner ursprünglichen Attacke plötzlich ab, weil er die Gelegenheit entdeckt hatte, an verwaisten schwarzen Damenflügel mit seiner Dame einzudringen. Dort konnte Weiß entscheidendes Material in Form von zwei Bauern einsammeln. Beide Spieler ließen die ein oder andere Chance liegen. Im finalen Turmendspiel mit zwei Bauern weniger verteidigte FM Kountz dann fast vierzig Züge lang beharrlich und zog alle Register. Am Ende blieb dem Viernheimer ein letzter weißer Bauer und das Wissen um die Lucena-Stellung, um die Partie zu gewinnen - aufgrund des Spielverlaufs letztlich auch verdient, wenn auch FM Kountz sich einmal mehr als großer Kämpfer sympathisch präsentieren konnte. 


Zweiter Spieltag in Untergrombach: Rechts die Gästemannschaft aus Viernheim.

Mit 6,5 : 1,5 gewinnt der Landesliga-Aufsteiger das Spiel gegen einen Mitfavoriten auf die Meisterschaft, das ist schon überragend und unvorhergesehen. Entscheidenden Anteil (auch aus psychologischer Sicht) hatte die überraschende Rückkehr von FM Dr. Andreas Balzar ans Brett. Nicht nur seine gezeigte Leistung und der gewonnene Punkt war wichtig, auch, weil alle Spieler hinter ihm ein Brett nach hinten rücken konnten - ein Effekt der sich tasächlich bis ans letzte Brett der sechsten Mannschaft durchzog!

Mit vier Punkten aus zwei Spielen bleibt der SCU an der Tabellenspitze und hat bereits zwei Siege für den angestrebten Klassenerhalt eingesammelt. Im weiteren Verlauf der Saison wird das Team auch mal Federn lassen müssen, aber nun ist schon eine sehr gute Basis geschaffen, um sich in der fünfthöchsten Spielklasse dauerhaft etablieren zu können. 

Am dritten Spieltag geht es nach Pforzheim zu einem starken Gastgeber, dort wird der Tabellenführer aus Untergrombach lediglich Außenseiter sein und alles daran setzen, sich möglichst gut zu präsentieren. In jedem Fall kann das Team in Pforzheim ohne Druck aufspielen und die noch fehlenden Punkte für den Klassenerhalt kommen im weiteren Verlauf der Saison ganz sicher noch zusammen. 

Partien

-
09.11.2025