2. Mannschaft Aktueller Spieltag

Landesliga Nord 2 Staffel 2 - Verbandsrunde 2022/23

Absteiger aus Verbandsliga: Karlsruher SF II
Aufsteiger aus Bereichsklasse: SC Untergrombach II, SC Ersingen

Mannschaftsführer: Ralf Toth

Sechster Spieltag: 12.02.2023

SK Jöhlingen

1792 -

SC Untergrombach II (N)

1801

3 - 5

SK Sandhausen 1953 - Karlsruher SF II (A) 2066

2½ - 5½

SF Neureut 1893 - Karlsruher SF III 1908

2½ - 5½

SV Pfinztal 1828 - SC Ersingen (N) 1766

2½ - 5½

SSV Bruchsal 1934 - SF Birkenfeld 1873

6 - 2

Sechster Spieltag: Einzelergebnisse

Brett

SK Jöhlingen

DWZ  

SC Untergrombach II

DWZ

Ergebnis

1 Kast, Joannis 2055 - FM Wiechert, Hans 2137

½

2 Yesilyurt, Mücahit 1952 - Zjajo, Almir 1952

0 - 1

3 Dehm, Jürgen 1927 - Hayen, Andre 1804

0 - 1

4 Schuster, Günther 1886 - Uyar, Levin 1786

0 - 1

5 Dehm, Michael 1713 - Toth, Luca 1670

1 - 0

6 Schmidt, Erhardt 1546 - Toth, Marc 1722

0 - 1

7 Machauer, Markus 1638 - Richter, Simon 1619

½

8 Dehm, Tobias 1622 - Toth, Ralf 1720

1- 0

Sechster Spieltag: Tabelle

Rang Mannschaft Spiele Punkte Brettpunkte BW DWZ-Schnitt

1.

Karlsruher SF II (A)

6

12:0

36½

160

2052

2. SK Sandhausen 6 10:2 29½ 130½ 1940
3. SSV Bruchsal 6 8:4 28 113 1927
4. Karlsruher SF III 6 6:6 24 108 1892
5. SC Untergrombach II (N) 6 6:6 22 109½ 1757
6. SF Neureut 6 5:7 24 110 1870
7. SC Ersingen (N) 6 5:7 22 105 1770
8. SF Birkenfeld 6 5:7 21 107 1852

9.

SV Pfinztal

6

2:10

15½

68½

1792

10.

SK Jöhlingen

6

1:11

17½

68

1792

Die Auf- und Abstiegsregeln in der Landesliga Nord ergeben sich aus den höheren Ligen. Der Meister steigt sicher auf. Die beiden letztplatzierten Mannschaften steigen ab. Wenn in die beiden Landesligen Nord nur eine oder gar keine Mannschaft absteigt, erhöht sich die Anzahl der Aufsteiger entsprechend. An jedem Spieltag sind die Auf- und Abstiegsplätze farblich markiert.

Spielbericht

Von Ralf Toth

Am sechsten Spieltag musste der SCU II beim Tabellenletzten SK Jöhlingen antreten. Warum die Mannschaft das Tabellenende ziert, ist unklar, denn vom DWZ-Schnitt her kann das Team absolut mit den anderen Abstiegskandidaten Ersingen, SCU II und Pfinztal konkurrieren. Aus der Oberligamannschaft stand wieder FM Hans Wiechert zur Verfügung und beruhigend war, dass Almir Zjajo zu seinem zweiten Einsatz zur Verfügung stand, ebenso wie Simon Richter am siebten Brett.


Jöhlingen - SCU II am sechsten Spieltag der Landesliga Nord Staffel 2 in der Saison 22/23

Dass es ein schwerer Kampf werden würde, zeigten die Spielverläufe. Nach etwa drei Stunden Spielzeit musste Luca Toth die Hand zur Aufgabe reichen. Er hatte in der Drachenvariante der Sizilianischen Verteidigung den englischen Angriff gestartet, dabei aber verfrüht den Bauernsturm am Königsflügel in Gang gesetzt und den wichtigen prophylaktischen Zug Kb1 vergessen. Das rächte sich schnell, den Schwarz wusste, was zu tun war und der weiße Angriff kam nie ins Rollen - im Gegenteil, Schwarz schlug zuerst am Damenflügel zu! So stand der Untergrombacher früh auf Verlust. Dank einiger ungenauer schwarzer Züge bot sich Toth die Chance, in eine haltbare Stellung abzuwickeln, er nutzte die Chance leider nicht und übersah sogar einen tödlichen Mattangriff, die Partie war vorbei und der Gastgeber mit 1:0 in Führung gegangen.

Am Spitzenbrett wurde Damengambit gespielt. Hier gelang es FM Hans Wiechert nach 15 Zügen, die schwarze Bauernstellung am Königsflügel zu zertrümmern, mit Vorteil für Weiß, der allerdings das schwarze Läuferpaar in offener Stellung gegen sich hatte. Als Weiß jedoch den Abtausch seines Fianchetto-Läufers anbot, war es um den Vorteil geschehen - Schwarz nahm dankend an und im Vorübergehen einen Bauern mit. Nach zwei, drei ungenauen schwarzen Zügen war der Mehrbauer nichts mehr wert und die unsichere schwarze Königsstellung überwog. Weiß hatte Gelegenheit, einen gefährlichen Angriff mit Dame und Springer zu starten, vertauschte aber zwei Züge und so konnte Schwarz alle Drohungen abwehren und hatte einfach einen Bauern mehr. In der Folge war Weiß unter Druck, konnte aber mit einer kleinen Taktik zurückschlagen und den Bauern zurück erobern. In dem entstandenen Endspiel Dame gegen zwei Türme unternahm FM Wiechert noch eine Zeit lang Gewinnversuche, die aber zu nichts führten und man einigte sich auf die nach Partieverlauf auch gerechte Punkteteilung durch Stellungswiederholung.

Die Partie des Tages boten Mücahit Yesilyurt und Almir Zjajo an Brett 2. Beide Spieler ließen kein Zweifel daran, dass Remis ein unaktzeptables Ergebnis wäre und gingen sofort auf die Jagd nach dem gegnerischen König. Zjajo wählte die beschleunigte Drachenvariante in der Sizilianischen Verteidigung, die bekannt ist für scharfes Spiel. Charakteristisch für diese Eröffnung sind die gegenläufige Rochaden, gefolgt von Attacken auf den feindlichen König. In dieser Partie wurde eigentlich nur der schwarze König angegriffen, aber Weiß überspannte den Bogen dabei und das wusste Zjajo clever auszunutzen.


Yesilyurt - Zjajo, Stellung nach 23. ... Kxg7

Der weiße Angriff trägt Früchte nach der starken Fortsetzung 24. hxg6 Dxg6 25. Sd4! mit allerlei gefährlichen Drohungen. Weiß aber zog 24. Lxf5? und sehr schnell dreht sich die Stellungsbewertung, nach 24. ... gxf5 25. Tde1 ?! Tf6 ?! 26. h6+? Kh7 27. Sd4 (zu spät!) erlangt Schwarz mittels 27. ... e5! Gewinnstellung. Diesen Zug fand Almir Zjajo leider nicht, einige Züge später war folgende Stellung auf dem Brett:


Yesilyurt - Zjajo, Stellung nach 32. ... Txg5

Hier musste Weiß den Zug 33. Dh4! finden, der sehr wichtig ist, weil jetzt scheitert 33. ... Tg6 natürlich an 34. Te7. Weiß jedoch zog 33. Df4?? und rannte direkt ins Verderben, nach Tg6 war weder der h-Bauer zu halten, noch die beiden verbundenen schwarzen Freibauern. Weiße Mattdrohungen konterte Zjajo aus und sammelte den vollen Punkt ein zum 1,5-1,5 Ausgleich!

Es folgte eine weitere Punkteteilung am siebten Brett zwischen Markus Machauer und Simon Richter in einer sehr unterhaltsamen Partie. Richter wählte im Zweispringerspiel einen italienischen Aufbau, was ungewöhnlich ist, in der Partie aber ganz gut funktionierte. Im neunzehnten Zug konnte Weiß einen Bauern einsammeln, was aber angesichts des noch vollen Bretts mit beiderseitigen Chancen noch nichts zu bedeuten hatte. Schwarz baute Druck auf, Weiß verteidigte etwas zu passiv und nach einem weißen Fehlgriff entstanden taktische Verwicklungen, an deren Ende Schwarz eine Qualität gegen einen Minusbauern aufwies. Nach der Zeitkontrolle war ein Endspiel mit Läufer und fünf Bauern auf der weißen Seite gegen Turm und vier Bauern auf der schwarzen Seite entstanden mit guten Gewinnchancen für den Jöhlinger. Richter aber verteidigte aktiv und mit etwas Glück erreichte er eine ausgeglichene Stellung, in der für beide Seiten nichts mehr ging.

Beim Stand von 2:2 deutete vieles auf eine Punkteteilung hin, denn Andre Hayen und Marc Toth standen sehr gut, während der Berichterstatter und Levin Uyar auf verlorenem Posten kämpften. Als nächstes endete die Partie am achten Brett: Weiß zeigte sich angriffslustig und wählte das Morra-Gambit, Schwarz lehnte ab und baute sich in königsindischen Strukturen auf. Die Partie verlief lange ausgeglichen, doch ein einziger schwarzer Fehlgriff genügte und Weiß hatte Dame und Turm gegen zwei Türme und einen Läufer. Allerdings bekam Schwarz ordentlich Gegenspiel und hatte realistische Chancen auf eine Punkteteilung. Direkt vor der Zeitkontrolle folgte aber ein zweiter schwarzer Fehlgriff und nachdem Weiß mit seinen Schwerfiguren in die schwarze Königsstellung eindringen konnte, war die Partie gelaufen.

Allerdings glich Andre Hayen umgehend zum 3:3 aus. In dieser Partie spielte Schwarz die Najdorf-Variante in der Sizilianischen Verteidigung zu passiv und geriet unter zunehmenden Druck. Hayen hatte jedoch im 25. Zug riesiges Glück, dass Schwarz einen zweizügigen Figurengewinn übersah. Hayen erkannte seinen folgenfreien Fehler sofort und korrigierte diesen umgehend. Er baute starken Druck gegen den rückständigen Bauern auf d6 auf, den Schwarz nun mit allen Mitteln verteidigen musste. Dabei ging jedoch einiges schief und ein schwarzer Bauern ging verloren, schlimmer noch, Weiß konnte die schützende schwarze Bauernphalanx vor dem gegnerischen Monarchen aufbrechen und mit Dame und Läufer so starke Drohungen aufbauen, dass der Jöhlinger Spieler sich verständlicherweise den Rest nicht mehr zeigen lassen wollte.


Andre Hayen sammelte einen ganz wichtigen Punkt für den Mannschaftserfolg ein.

Nun spielten noch Levin Uyar und Marc Toth. Toth stand auf Gewinn, Uyar klar auf Verlust. Alle Zeichen deuteten auf eine Punkteteilung hin, doch es kam anders. Levin Uyar hatte zunächst die Eröffnung (Damengambit) sauber gespielt, geriet im Mittelspiel jedoch auf Abwege. Weiß zerstörte nicht nur die schwarze Bauernstruktur, sondern hatte auch noch einen gedeckten Freibauern auf e6. Nach dem Damentausch war eine klare Gewinnstellung für Weiß entstanden, die der Jöhlinger ruhig und konzentriert zu Ende spielen wollte. So sah es zunächst aus, aber nach der Zeitkontrolle boten sich plötzlich Schwindelchancen für den jungen Untergrombacher und er erreichte die folgende Stellung:


Schuster - Uyar, Stellung nach 44. ... Sd2+

Weiß ließ sich tatsächlich hinreißen und zog 45. Ke3?? und fasste sich nach 45. ... Txe4+ ungläubig an den Kopf, es geht eine Figur verloren und Schwarz steht auf Gewinn. Man muss es klar sagen, in dieser Partie hatte Günther Schuster den jungen Shooting-Star Levin Uyar klasse überspielt und war dabei, die Früchte seines starken Spiels einzusammeln, aber Schach ist eben nicht nur die Summe vieler guter Züge, ein einziger Ausrutscher kann das Spiel drehen. Großes Glück für den SCU und natürlich sehr bitter für die Jöhlinger, die in dieser Begegnung einen Punkt absolut verdient hätten.

Als letztes spielte noch Marc Toth gegen Erhard Schmidt, dem als starken Ultraläufer Partien über lange Distanzen natürlich nichts ausmachen. Die beiden eröffneten mit einer etwas unorthodoxen Variante der Englischen Eröffnung, welche aber zu sehr interessantem Spiel führten. Schmidt hatte zwar mit der etwas seltsamen Bauernkonstruktion auf e2, d3 und e4 zu kämpfen, wusste dafür aber die halboffene f-Linie für seine Zwecke zu nutzen. Beide Spieler meisterten eine etwas knifflige taktische Abwicklung sauber und obwohl Weiß danach mit zwei Doppelbauern zurück blieb, war die Stellung objektiv ausgeglichen. Weiß bemühte sich um aktives Spiel, versuchte es erst über die halboffene f-Linie und als das nichts fruchtete, schwenkte er auf die h-Linie über. Das etwas übereifrige weiße Spiel war zwar der Stellung nicht angemessen, sehr wohl aber dem Stand des Mannschaftskampfes, insofern kann man Erhardt Schmidt überhaupt keinen Vorwurf machen, im Gegenteil, er setzte alle seine Bemühungen in den Dienst seiner Mannschaft. Marc Toth hingegen verteidigte alle weißen Drohungen und zunehmend fiel die schwache weiße Bauernstruktur mit angreifbaren Punkten ins Gewicht. So ging ein weißer Bauern verloren und die schwarze Dame konnte ins weiße Lager eindringen. Aber auch in dieser Partie ergaben sich Schwindelchancen und Erhardt Schmidt nutzte - auf verlorenem Posten stehend - eine sich bietende Gelegenheit schlitzohrig:


Schmidt - Toth, Stellung nach 42. Tf5!!

Der gespielte Zug Tf5 ist objektiv genauso gut oder schlecht, wie viele andere, denn die weiße Stellung ist hoffnungslos verloren. Er verdient aber dennoch zwei Ausrufezeichen, denn er verleitet Schwarz natürlich dazu, den Turm auf f5 zu nehmen. Marc Toth versank nun in tiefes Nachdenken und zog dann 42. ... Tf8!! - der einzige Zug in dieser Stellung!

Denn 42. ... Lxf5?? 43. Dh5+! Kg7 44. exf5! Kf8 45. Dg6 Tg8 46. Dxf6+ Ke8 47. Lc6#  - gegen den Angriff von Dame und Läufer wäre kein Kraut mehr gewachsen.

So aber blieb Toth cool und sorgte für den definitiv glücklichen Siegpunkt zum 3:5  Endergebnis.

Wie schon weiter oben erwähnt, wäre eine Punkteteilung in diesem Mannschaftskampf sicher das gerechtere Ergebnis gewesen, aber den Auswärtssieg nimmt der SCU II gerne mit. Nach dem Start mit 0:6 Punkten aus den ersten drei Begegnungen ist die Mannschaft nun miit 6:6 Punkten zwar im Mittelfeld der Tabelle angekommen, aber leider noch immer nicht gerettet. Das entscheidende Match der Saison ist am siebten Spieltag gegen den SV Pfinztal und hier muss der SCU II unbedingt noch einmal liefern, wobei ein Unentschieden bereits ausreichend wäre.