2. Mannschaft Vierter Spieltag

Landesliga Nord 2 Staffel 2 - Verbandsrunde 2022/23

Absteiger aus Verbandsliga: Karlsruher SF II
Aufsteiger aus Bereichsklasse: SC Untergrombach II, SC Ersingen

Mannschaftsführer: Ralf Toth

Vierter Spieltag: 04.12.2022

SC Untergrombach II (N)

1856 -

Karlsruher SF III

1880

5½ - 2½

SK Sandhausen 1941 - SSV Bruchsal 1899

4½ - 3½

SF Neureut 1906 - SF Birkenfeld 1873

4 - 4

SV Pfinztal 1726 - Karlsruher SF II (A) 2012

½ - 7½

SK Jöhlingen 1783 - SC Ersingen (N) 1752

2½ - 5½

Vierter Spieltag: Einzelergebnisse

Brett

SC Untergrombach II

DWZ  

Karlsruher SF III

DWZ

Ergebnis

1 FM Dr. Podat, Vladimir 2243 - Dr. Litvinov, Dimitri 1931

1 - 0

2 FM Dr. Sieglen, Joachim 2037 - Metzinger, Hannes 2030

1 - 0

3 Zjajo, Almir 1952 - Scheinyn, Julia 1999

1 - 0

4 Hayen, Andre 1800 - Grenz, Tobias 1951

½

5 Toth, Luca 1748 - Klingenberg, Harald 1861

½

6 Toth, Marc 1727 - Grining, Maria 1799

0 - 1

7 Richter, Simon 1619 - Scheinmaier, Mark 1788

½

8 Toth, Ralf 1720 - Shahisavandi, Abdollah 1744

1 - 0

Vierter Spieltag: Tabelle

Rang Mannschaft Spiele Punkte Brettpunkte BW DWZ-Schnitt

1.

Karlsruher SF II (A)

4

8:0

26

113

2046

2. SK Sandhausen 4 8:0 22 101 1934
3. SF Neureut 4 5:3 18 80 1858
4. SF Birkenfeld 4 5:3 16½ 79 1852
5. SSV Bruchsal 4 4:4 17½ 73 1921
6. SC Ersingen (N) 4 3:5 14½ 70½ 1794
7. Karlsruher SF III 4 2:6 13½ 61 1884
8. SC Untergrombach II (N) 4 2:6 11 56 1713

9.

SV Pfinztal

4

2:6

10

46

1775

9.

SK Jöhlingen

4

1:7

11

40½

1792

Die Auf- und Abstiegsregeln in der Landesliga Nord ergeben sich aus den höheren Ligen. Der Meister steigt sicher auf. Die beiden letztplatzierten Mannschaften steigen ab. Wenn in die beiden Landesligen Nord nur eine oder gar keine Mannschaft absteigt, erhöht sich die Anzahl der Aufsteiger entsprechend. An jedem Spieltag sind die Auf- und Abstiegsplätze farblich markiert.

Spielbericht

Von Ralf Toth

Nach der 7,5 : 0,5 - Klatsche am dritten Spieltag und mit 0 Punkten aus den ersten drei Begegnungen musste der SCU 2 am vierten Spieltag gegen KSF 3 liefern. Passenderweise standen die beiden in der Oberliga nicht eingesetzten Meisterspieler Dr. Podat und Dr. Sieglen erstmals in der Saison zur Verfügung und auch Almir Zjajo kam zu seinem ersten Einsatz - drei ganz wichtige Spieler für das Endergebnis. Nach DWZ-Erwartung stand noch immer eine knappe Heimspielniederlage im Raum, doch es sollte anders kommen.


Der SCU 2 vor dem Kampf gegen KSF 3

Der Kampf begann mit einem dicken Aufreger der besonderen Art. Die Gäste hatten nämlich nach telefonische Rücksprache vor dem Kampf ihr Spitzenbrett freigelassen. Der Karlsruher Spieler versicherte seinem Mannschaftsführer, er sei rechtzeitig da. Wenige Minuten vor Ablauf der Karenzzeit fragte ein Untergrombacher Spieler den Schiedsrichter, was eigentlich passiert, wenn der Karlsruher Spitzenspieler nicht um 10:30 Uhr am Brett sitzen würde. Nun wurde der gegnerische Mannschaftsführer nervös. Man starrte nicht nur auf die Bretter, sondern auch gespannt auf die Uhr. Wirklich nur Sekunden vor Ablauf der Karenzzeit hechtete Dr. Litivinov ans Brett und bewahrte sein Team so vor einem glatten 0:8. Allgemein war man erleichtert, dass der Vergleich nun auf sportliche Weise zustande kommen würde, alles andere wäre kaum erträglich gewesen. Da soll noch einer behaupten, Schach wäre ein langweiliger Sport!

Zum Auftakt des Kampfes konnte der Berichterstatter seinen ersten vollen Punkt in der Saison einfahren. Er profitierte vom Jugendtraining, mit seinem B-Kader trainiert er aktuell das Thema "Guter Läufer gegen schlechter Läufer" und das war auch tatsächlich das Thema seiner Partie. Schwarz hatte im klassischen System der Sizilianischen Verteidigung jede Menge Löcher auf den schwarzen Feldern fabriziert und besaß einen schlechten weißfeldrigen Läufer. der Berichterstatter verfügte mit einem bärenstarken schwarzfeldrigen Läufer über den Matchwinner, der in die gegnerische Stellung eindringen und die Partie gewinnen konnte. So war auch gleich Trainingsmaterial für die nächste Einheit hergestellt.

Mit dem 1:0 im Rücken hatte der SCU 2 Auftrieb. Als nächstes legte FM Dr. Joachim Sieglen den Schalter um. Sein Gegner war auf scharfes Spiel aus und rochierte nach Sieglens kurzer Rochade lang, direkt hinein ins Verderben. Sofort veränderte sich die Körpersprache des Untergrombachers der nun Morgenluft witterte und seine Figuren auf Angriff umpositionierte. Der Angriff schlug dann auch voll durch und war überzeugend vorgetragen. Eine wirklich schöne Leistung zur frühen 2:0-Führung für die Gastgeber.


Vorne FM Dr. Podat am Spitzenbrett, dahinter duellieren sich FM Dr. Joachim Sieglen und Hannes Metzinger

Der dritte Punkt kam etwas überraschend und zwar an Brett 3. Hier hatte Almir Zjajo die Caro-Kann-Verteidigung gewohnt unorthodox gespielt, beide Läufer fianchettiert und hatte es mit einem zwar isolierten, aber gefährlichen e-Bauern zu tun. Im Mittelspiel ergab sich eine völlig unklare Stellung mit beiderseitigen Chancen. Die Verwicklungen konnte der feine Taktikter Zjajo zu seinen Gunsten nutzen, nachdem Weiß ein stilles Remisangebot abgelehnt hatte und den Druck erhöhen wollte, pflanzte Zjajo einen Springer mitten ins feindliche Lager, der bei offener weißer Köngisstellung so viele Angriffsmöglichkeiten bot, dass die Partie nach nur wenigen weiteren Zügen gelaufen war. 3:0! Das war eine klare Ansage und der Kampf war bereits gelaufen, weil Luca Toth eine tote Remisstellung auf dem Brett hatte, Simon Richter seinen Laden zusammenhielt und die Stellung an Brett 1 zugunsten des Untergrombacher Spitzenspielers kippte.


Seine Taktik überzeugte: Almir Zjajo punktete voll.

Luca Toth hatte am fünften Brett mal wieder seine Königsindische Verteidigung ausgepackt. Zwar konnte Weiß die Türme auf der offenen e-Linie verdoppeln, damit war aber nichts gewonnen, weil Schwarz die Linie halten konnte. Nach etwas Lavieren wurden Leichtfiguren getauscht und dann erwzungenermaßen die Türme auf der offenen Linie getauscht. Übrig blieben ungleichfarbige Läufer und die Damen. Nachdem auch noch die Damen vom Brett waren, war die Stellung vollkommen tot, das war auch für einen Anfänger ersichtlich. Dennoch ließ der Karlsruher Mannschaftsführer die Zeit ablaufen, um die anderen Partien abzuwarten. Warum, das bleibt sein Geheimnis, denn nichts konnte dieses Remis noch verhindern.


Luca Toth holte ein sicheres Remis in einer unspektakulären Partie.

Simon Richter, der kurzfristig aufgrund des krankheitsbedingten Ausfalls von Levin Uyar einspringen musste, war da, als er gebraucht wurde. Ein größeres Kompliment kann man einem Mannschaftsspieler wohl kaum machen, aber auf Richter ist wahrhaftig immer Verlass. Gegen einen gefährlichen Gegner ließ er nichts zu und fuhr einen sicheren halben Punkt ein zum 4:1-Zwischenstand, der gleichzeitig den ersten Mannschaftspunkt für den SCU 2 in der laufenden Saison bedeutete.

Am Spitzenbrett hatte mittlerweile FM Dr. Vladimir Podat, der mit Schwarz zur Grünfeld-Indischen Verteidigung griff, seinen Gegner im Mittelspiel kraftvoll überspielt. Weiß glaubte an seinen Freibauern auf der d-Linie, der aber nichts wert war, weil er zu jedem Zeitpunkt von Schwarz im Zaum gehalten wurde. Schwarz hatte im Gegenzug einen Vorposten in Form eines gedeckten Springers auf d4 und zusätzlich den a-Bauern eingesammelt. FM Dr. Podat berechnete alle Varianten richtig, ließ kein Gegenspiel zu und verwandelte selbst seinen c-Bauern zur Dame, nicht ohne zuvor die eigene Dame für eine Figur gegeben zu haben - ein Figurengewinn also. Weiß spielte weiter, weil da noch der mittlerweile auf d7 vorgerückte eigene Freibauer war. Als Podat diesen kaltgestellt hatte, hielt Weiß die Uhr an und erste Sieg in der laufenden Saison und eine dicke Überraschung dazu waren amtlich.

Den einzigen Punktverlust an diesem Tag erlitt der SCU 2 am sechsten Brett, hier bekam Marc Toth die Pirc-Verteidigung serviert, mit der er einige Probleme hatte. Schwarz kam mit deutlichem Vorteil aus der Eröffnung, hatte am Königsflügel vier gegen drei Bauern und kontrollierte das Zentrum, was sich als entscheidend erweisen sollte. Die weißen Verteidigungsbemühungen waren nicht ausreichend und trotz ungenauer schwarzer Abwicklung ergab sich ein gewonnenes Endspiel, was noch lange ausgekämpft wurde, für Toth aber nicht mehr zu halten war.


Marc Toth musste Federn lassen gegen Maria Grining. Im Hintergrund kiebitzt sein langjähriger Trainer Stefan Doll.

Die letzte und wohl auch verrückteste Partie des Tages spielte Andre Hayen am vierten Brett. Hayen hatte in der Vorstoß-Variante der Caro-Kann-Verteidigung (diesmal mit Weiß) zwar einen Bauern erobert, aber der stand nur auf dem Papier zu Buche. Schwarz hatte stets mehr als ausreichend Kompensation für den Bauern und beharkte ausgiebig den schwachen rückständigen c-Bauern. Eine Unachtsamkeit genügte und in der druckvollen Stellung fiel die weiße Position nach einem taktischen Schlag wie ein Kartenhaus zusammen. Aber Hayen ließ nicht locker, zuckte die Schultern und kämpfte hartnäckig weiter. Im Damenendspiel besaß Schwarz einen Freibauern auf der d-Linie und die weitaus aktivere Dame bei sicherer eigener Königsstellung. Kurz vor der Zeitkontrolle war die Partie haushoch gewonnen, aber der Gewinnweg war nicht so offensichtlich. Das gewählte Abspiel versprach immer noch den Gewinn für Schwarz, der nun selbst einen Mehrbauern hatte, aber den Freibauern dafür geben musste. Der Weg zum Sieg war nicht leicht zu finden und als sich Schwarz zum Damentausch entschied, war das Bauernendspiel immer noch gewonnen. Aber auch Bauernendspiele haben ihre Tücken und was für welche! Binnen drei Zügen veränderte sich die Stellungsbewertung von "komplett gewonnen für Schwarz" zu "Ausgegelichen" (ein Zug später) und schließlich "gewonnen für Weiß" (wieder einen Zug später). In dieser Stellung gewinnt Weiß, aber es gibt nur einen Zug zum Sieg - welchen?


Stellung nach 42. ... Kg6?? - Weiß gewinnt, aber wie? (Hayen-Grenz)

Andre Hayen nahm den d-Bauern und nach einem Wettrennen zwischen a- und h-Bauer war die bekannte Remisstellung "Dame gegen Turmbauer" auf dem Brett und die Punkte wurden geteilt. Siegbringend wäre gewesen 43. h4! "and all is over" wie ein Untergombacher Großmeister gerne in der Analyse sagt. Ein Weißsieg wäre in dieser Partie aber wirklich zuviel des Guten gewesen.


Lieferte die Partie des Tages ab: Andre Hayen gegen Tobias Grenz

Am Ende stand ein hochverdienter 5,5:2,5-Heimsieg zu Buche und der SCU 2 setzt damit ein dickes Ausrufezeichen im Abstiegskampf. Die Mannschaft befreit sich aus eigener Kraft von den Abstiegsplätzen, muss aber Mitte Januar im Vergleich mit Aufsteiger Ersingen und damit einem direkten Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt unbedingt nachlegen.