U20 Mannschaft Siebter Spieltag

Jugendbundesliga Süd - Saison 2023/2024

Aufsteiger: SK Freiburg-Zähringen, Vfl Leipheim | Heilbronner SV, SC Brombach

Mannschaftsführer: Ralf Toth

Siebter Spieltag: 08.06.2024

Vfl Leipheim (N)

1671 -

SC Untergrombach

1872

2 - 4

OSG Baden-Baden 1602 - SK Freiburg-Zähringen (N) 1818

1 - 5

SK Bebenhausen 1635 - Karlsruher SF 1728

½ - 5½

SF Heilbronn-Biberach 1676 - SC Ostfildern 1703

3½ - 2½

Siebter Spieltag: Einzelergebnisse

Brett

SV Leipheim

DWZ  

SC Untergrombach

DWZ

Ergebnis

1 Lohmann, Laurin 1929 - Nied, Pascal 2132

0 - 1

2 Biedenbach, Daniel 1562 - Hayen, Andre 2040

0 - 1

3 Singh, Aksh 1676 - Uyar, Levin 1891

½

4 Maget, Simon 1814 - Toth, Marc 1796

½

5 Kirschner, Linus 1571 - Jung, Niklas 1693

½

6 Schmid, Niklas 1472 - Wettstein, Levin 1682

½

Siebter Spieltag: Tabelle

Rang Mannschaft Spiele Punkte Brettpunkte DWZ-Schnitt

1

OSG Baden-Baden

7

11:3

27½

1867

2

SC Untergrombach

7

9:5

22½

1775

3 SC Ostfildern 7 7:7 24 1703
4 Karlsruher SF 7 6:8 21½ 1728
5 SK Freiburg-Zähringen (N) 7 6:8 19½ 1790
6 VfL Leipheim (N) 7 6:8 19 1533

7

SF Heilbronn-Biberach

7

6:8

17

1616

8

SK Bebenhausen

7

5:7

17

1635

Spielbericht

von Ralf Toth

Am letzten Spieltag der U20 Jugendbundesliga Süd stand die weite Fahrt (knapp 200 km) zum SV Leipheim auf dem Programm. Leipheim gehört zu Bayern, spielt aber im württembergischen Schachverband und war in die Jugendbundesliga Süd aufgestiegen. Nominell das schwächste Team in der Liga, überraschten die Leipheimer mit guten Ergebnissen gegen vermeintlich bessere Teams. Untergrombach wollte die Saison mit einem Sieg beenden und die kleine Chance auf eine Qualifikation zur Deutschen Vereinsmeisterschaft wahren. Dazu wäre entweder ein sehr hoher Auswärtssieg oder Schützenhilfe der SF Heilbronn-Biberach im Parallelspiel gegen den Zweitplatzierten SC Ostfildern vonnöten.

Hier sind wir richtig!

Vor Ort wurden wir von den sehr sympathischen Gastgebern freundlich begrüßt. Es stellte sich heraus, dass die Leipheimer in der Jugendarbeit ein ganz ähnliches Konzept wie der SCU verfolgen und vor 15 Jahren mit dem Aufbau der Jugendabteilung begonnen haben. Ihr ganzer Stolz ist jedoch eindeutig das mit viel Liebe und Eigenarbeit hergerichtete Vereinsheim. Auf dem Papier war Untergrombach klarer Favorit, die Mannschaft wurde wieder von ihrem Spitzenspieler Pascal Nied angeführt, neben den gesetzten Andre Hayen, Levin Uyar und Marc Toth hatten sich Niklas Jung und Levin Wettstein durch zuletzt starke Leistungen in die Mannschaft gespielt.

Bereits nach etwa zweieinhalb Stunden Spielzeit brachte Andre Hayen an Brett 2 seine Mannschaft in Führung. Zwar gelang es seinem beinahe 500 DWZ schwächeren Gegenüber, Hayen aus seiner geliebten Caro-Kann-Verteidigung in die Französische Verteidigung zu locken. Die Variante kannte Hayen jedoch besser: Im elften Zug unterließ Weiß einen wichtigen Zwischenzug, Schwarz gewann direkt zwei Bauern und stand klar besser. Der zweite Fehler folgte zugleich, ein aggressiver Damenausfall am Königsflügel konterte Hayen taktisch aus und hatte direkt Gewinnstellung erreicht. Die wilden Angriffsversuche des Weißen bewirkten nichts mehr und nach 24 Zügen war die Partie zu Ende.


Andre Hayen wurde mit Schwarz seinem Favoritenstatus vollauf gerecht.

Am Spitzenbrett kam die Flohr-Variante der Caro-Kann-Verteidigung aufs Brett. Nach einem taktischen Scharmützel im Mittelspiel blieb die Partie im Gleichgewicht und Schwarz machte seine Sache recht gut. Im siebenundzwanzigsten Zug unterlief Schwarz jedoch ein folgenschwerer Fehler: Nach einem übersehenen Zwischenschach konnte die weiße Dame einen entscheidenden Bauern gewinnen und der neu entstandene Freibauer auf der c-Linie wurde zum entscheidenden Siegfaktor. Dieser rückte bis auf c7 vor und die Umwandlung war wegen des vorhandenen Läuferpaars nur noch eine Formsache. Im letzten Zug der Partie spielte Weiß den vermeintlichen Siegzug, bedrohte den Turm auf dem Umwandlungsfeld und Schwarz gab auf. Hier wäre jedoch ein Zwischenschach möglich gewesen, wonach Weiß den Bauern aufgeben muss und die Partie wieder ausgeglichen gewesen wäre. Großes Glück für den Untergrombacher Spitzenspieler!


Nutzte einen gegnerischen Fehler und hatte am Ende das Glück das Tüchtigen: Pascal Nied besorgte am Spitzenbrett das 0:2 für den SCU.

Am dritten Brett war Levin Uyar mit Weiß klarer Favorit. In der Sizilianischen Verteidigung übersah sein Gegner einen zweizügigen Bauerngewinn, blieb seinem Konzept aber treu und spielte weiter schnörkellos auf Vereinfachung. Im vierundzwangigsten Zug stand Levin Uyar vor einer schwierigen Entscheidung: Durch einen Damentausch hätte er in ein vorteilhaftes Turmendspiel mit Mehrbauer abwickeln können, in dem zwar nur Weiß auf Gewinn spielen kann, aber Schwarz noch einige defensive Ressourcen zur Verfügung hatte. Uyar entschied sich, mit der Dame auf einen dubiosen Bauernfang zu spielen, dies gab Schwarz aber die Möglichkeit, die Türme zu tauschen und mit Dame und Läufer ein Dauerschach zu erzwingen und damit das angestrebte Ziel zu erreichen. Nun stand es 0,5:2,5 für den SCU.


Levin Uyar steuerte mit Weiß einen halben Punkt zum Untergrombacher Sieg bei.

Am vierten Brett war eine nach DWZ ausgeglichene Begegnung zu erwarten. Entsprechend gestaltete sich der Spielverlauf. Aufs Brett kam die Englische Eröffnung, Marc Toth begegnete diesem Aufbau mit dem Konstrukt zweier hängender Bauern, gab diese aber nach einem taktischen Gefecht zugunsten des Läuferpaars für einen isolierten d-Bauern auf. Nach dem Tausch der Schwerfiguren war ein ausgeglichenes Leichtfigurenendspiel entstanden. Toth kam unter Zeitdruck, spielte jedoch präzise und nach dem Passieren der Zeitkontrolle war folgende Stellung entstanden:

Maget - Toth, Stellung nach 41. Lxd3?

Zum Remis genügt das einfache 41. Kxd3. In dieser Stellung zog Schwarz Lc3 und man einigte sich folgerichtig auf Remis. Ebenfalls nicht zum Ziel führt 41. .. Lf2 42. f5 gxf5 43. Lxf5 Lxg3 44. Ld3 Lxh4 45. Le2.

Vor schwere Probleme stellt Weiß jedoch der Zug 41. ... f5! Das naheligenede 42. Lc4? verliert direkt nach 42. ... Ke7 43. Ld3 Lf2 und Schwarz gewinnt.

Zäher ist 42. Kd2 Lf2 43. g4! hxg4 44. h5! g3 45. Ke2 gxh5 46. Lxf5, aber hier spielt nach 46. ... Kc5 nur noch Schwarz auf Gewinn.

Am Ende des Tages war es zwar eine liegengelassene Chance für den Untergrombacher, aber auch ein dem Partieverlauf angemessenes Ergebnis.

 

 


Marc Toth hatte mit Schwarz im Leichtfigurenendspiel die Chance auf den Sieg liegengelassen.

Niklas Jung hatte an Brett 5 in der Boleslawski-Variante der Sizilianischen Verteidigung mit Weiß seinen Gegner durch einen geschickten Bauerndurchbruch am Damenflügel in erhebliche Bedrängnis gebracht. Durch etwas zu frühes Abtauschen der Schwerfigur kam Schwarz wieder zurück ins Spiel, nach einem Fehlgriff im sechsundzwanzigsten Zug wäre der entstandene Freibauer nur noch durch ein Figurenopfer aufzuhalten gewesen und Jung hätte Gewinnstellung erreicht. Allerdings wählte der Untergrombacher eine andere Abwicklung, die letztlich nur zu Remis führte.


Niklas Jung konnte sein starkes Spiel leider nicht veredeln und musste sich mit der Punkteteilung begnügen.

Am sechsten Brett gab der Gegner von Levin Wettstein in der Italienischen Partie im sechsten Zug einen Bauern für nichts. Wettstein griff zu und brachte den materiellen Vorsprung bis ins Mittelspiel. Als er statt der langen die kurze Rochade wählte, ging der Mehrbauer wieder verloren und Weiß war zurück im Spiel. Nach einigen Abtäuschen gingen die Kontrahenten in ein ausgeglichenes Schwerfigurenendspiel (D+T). Hier entschied sich der Untergrombacher, bei einem Bauern weniger auch die Türme zu tauschen, auch hier war die Stellung bei genauem Spiel noch völlig ausgeglichen. Ein ungenauer schwarzer Zug genügte jedoch, die Stellung kippen zu lassen, Weiß hatte mit a- und b-Bauer gegen den schwarzen c-Bauern im Damenendspiel Gewinnstellung erlangt, wusste den Vorteil jedoch nicht zu nutzen und stellte schließlich seinen Mehrbauern ein. Die Partie endete in Zugwiederholung, aufgrund wiederholter beiderseitiger Ungenauigkeiten letztlich ein faires Ergebnis.


Levin Wettstein (Schwarz) musste am Ende froh über die Punkteteilung sein.

Mit dem 4:2-Auswärtssieg im Gepäck begab sich der SC Untergrombach auf die lange Heimreise, zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Ergebnisse aus den anderen Partien. Als über inoffizielle Kanäle die Kunde vom Heimsieg der SF Heilbronn-Biberach durchdrang, hatte der Untergrombacher Fahrer Mühe, die Spur zu halten, der Jubel war zu groß. Denn durch diesen Spielausgang zog der SCU am bislang Zweitplatzieren Ostfildern vorbei und sicherte sich die Vizemeisterschaft, die gleichzeitig den begehrten Qualifikationsplatz zur Deutschen Vereinsmeisterschaft U20 bedeutet.

Für den SC Untergrombach schließt sich nach zehnjähriger Aufbauarbeit der Kreis: Mit Nichts begonnen, verfügt der Verein  nun über 36 JugendspielerInnen - beinahe die Hälfte der Mitglieder. Die stärksten SpielerInnen haben sich nun erstmals für das Turnier der besten sechzehn U20-Mannschaften in Deutschland qualifiziert. Besser geht es nicht, denn die U20 DVM ist das oberste und stärkste Turnier für deutsche Jugendteams überhaupt; darüber gibt es nichts mehr.

Der SC Untergrombach ist unglaublich stolz auf das Erreichte und dankt allen eingesetzten SpielerInnen für die starke Leistung und die Krönung im Saisonfinale. Trotz einer geschlossenen Mannschaftsleistung ragt mit einer Performance von fünf aus sechs Punkten einer heraus: Levin Uyar, das vielleicht größte Talent im Untergrombacher Stall, blieb in der gesamten Saison unbesiegt und sammelte wichtige Punkte ein. Wir freuen uns riesig, erstmals mit der U20 auf einer deutschen Meisterschaft zu spielen und für die Zukunft darf man gespannt sein, denn alle SpielerInnen im U20-Kader des SCU sind auch in der kommenden Saison in dieser Altersklasse spielberechtigt.


Die U20 des SC Untergrombach am letzten Spieltag: Marc Toth, Niklas Jung, Andre Hayen, Levin Uyar, Pascal Nied und Levin Wettstein (von links nach rechts).

Spielbericht beim SV Leipheim