U20 Mannschaft Fünfter Spieltag

Jugendbundesliga Süd - Saison 2024/2025

Aufsteiger: SF Göppingen, SC Brombach

Mannschaftsführer: Ralf Toth

Fünfter Spieltag: 11.01.2025

VfL Leipheim

1691 -

SC Untergrombach

1805

4 - 2

SF Göppingen (N) 1823 - Karlsruher SF 1618

4½ - 1½

SC Ostfildern 1419 - SK Freiburg-Zähringen 1701

4 - 2

OSG Baden-Baden   - SC Brombach (N)  

*

* verlegt auf den 29.3.2025

Fünfter Spieltag: Einzelergebnisse

Brett

SV Leipheim

DWZ  

SC Untergrombach

DWZ

Ergebnis

1 Lohmann, Laurin 1911 - Uyar, Levin 1984

½

2 Singh, Aksh 1610 - Doll, Rebecca 1952

0 - 1

3 Maget, Simon 1867 - Toth, Marc 1821

1 - 0

4 Biedenbach, Daniel 1693 - Jung, Niklas 1730

1 - 0

5 Kirschner, Linus 1569 - Wettstein, Levin 1650

½

6 Schmid, Niklas 1605 - Burkhardt, Tim 1691

1 - 0

Fünfter Spieltag: Tabelle

Rang Mannschaft Spiele Punkte Brettpunkte DWZ-Schnitt

1.

SF Göppingen (N)

5

8:2

18½

1724

2.

VfL Leipheim

5

6:4

18½

1679

3. SC Brombach (N) 4 5:3 14½ 1885
4. Karlsruher SF 5 5:5 16½ 1740
5. OSG Baden-Baden 4 4:4 12½ 1826
6. SC Untergrombach 5 4:6 14½ 1858

7.

SK Freiburg-Zähringen

5

4:6

13

1847

8.

SC Ostfildern

5

2:8

6

1413

Spielbericht

von Ralf Toth, Bilder Timo Wettstein

Am fünften Spieltag musste der SC Untergrombach wie schon in der vergangenen Saison die lange Auswärtsfahrt nach Bayern zum SV Leipheim antreten. An den Spitzenbrettern wurden Pascal Nied und Andre Hayen schmerzlich vermisst, beide wurden in der dritten Schachbundesliga in Untergrombachs Flaggschiff eingesetzt. Levin Uyar, Rebecca Doll und Marc Toth rutschten an die Spitzenbretter. Hinten rückten Niklas Jung, Levin Wettstein und Tim Burkhardt nach, die mit ihren Leistungen bei der DVM U20 und beim 41. Open Untergrombach auf sich aufmerksam gemacht hatten. Trotz des Fehlens beider Spitzenspieler war der SCU klarer Favorit nach DWZ. Aber in dieser Saison ist wahrlich nichts, wie es soll, in dieser verrückten Jugendbundesligasaison.


Untergrombachs Spitzenbretter: Levin Uyar, Rebecca Doll, Marc Toth (erste Reihe, von rechts nach links).

Rebecca Doll sorgte mit ihrem Schwarz-Sieg für einen Auftakt nach Maß. In der Hauptvariante der Italienischen Verteidigung tauschte ihr Gegner entgegen jeglicher theoretischer Vernunft seinen weißfeldrigen Läufer gegen den schwarzen Springer auf c6, vielleicht im Glauben, dass in dieser langweiligen Altherren-Eröffnung sowieso nicht viel schiefgehen kann. Schwarz das Läuferpaar zu überlassen war allerdings so gar keine gute Idee. Als Weiß im fünfzehnten Zug den Läufer auf g4 mittels h3 befragte, ließ Doll die Figur einfach stehen und tauschte im Zentrum mit einem Bauern ein. Weiß griff zu - und bekam in der Folge eine Lektion in Sachen "Königsangriff" und "schwaches f2-Feld", an die er sich sicher noch lange erinnern wird. Mit brachialer Gewalt drang Doll in die weiße Königsstellung ein, alle verbliebenen schwarzen Figuren beteiligten sich an der lehrbuchartigen Attacke: Ein Partie, die einfach zu brutal zum Veröffentlichen auch nur in Diagrammen ist und an der das Etikett "FSK 18" klebt. Leider war dieses erfolgreiche Spiel auch schon alles, was der SCU an diesem Tag im Köcher hatte.


Rebecca Doll in aggressiver Stimmung: Die Ruhe vor dem Sturm. Dahinter: Marc Toth (ohne Krone).

Die Niederlage von Marc Toth an Brett 2 egalisierte den Spielverlauf. Toth wollte mit Weiß mal wieder mit der Wiener Partie glänzen, erinnerte sich aber an sein Fiasko vom zweiten Spieltag und ließ diesmal die Finger vom f-Bauern, transformierte stattdessen in die Spanische Partie. Schnell waren die theoretische ausgetretenen Pfade verlassen und als Weiß zuließ, dass Schwarz den weißfeldrigen Läufer abtauschen konnte, driftete Weiß zunehmend ins Unheil. Schwarz hatte das Läuferpaar und Raumvorteil und konnte aktiv spielen, während Weiß defensiv stand. Mit anderen Worten: Die Eröffnungsphase war für den Untergrombacher gründlich in die Hose gegangen. Aber es wurde noch schlimmer, denn Schwarz spielte stark und ging am Königsflügel los und Weiß, der mit einem Turm verteidigen wollte, übersah dabei die fehlende Rückzugsmöglichkeit für diese Figur, was zum Knackpunkt der Partie wurde. Um den Turm zu befreien, musste die Qualität und ein Bauer gegeben werden, danach war die Stellung kaputt.

Noch schmerzhafter war die Niederlage von Niklas Jung. Sein Gegner ging ihn direkt mit Morra-Gambit an, was Jung annahm. Jung spielte präzise, Weiß überzog den Bogen mit einem Figurenopfer, was Jung annahm, völlig. Weiß steckte auch noch zwei Leichtfiguren gegen Turm und Bauer ins Geschäft und hatte um den zwanzigsten Zug herum nur noch ein Bauernpaar auf f5 und e5 als Hebel gegen die schwarze Königsstellung. Schwarz stand objektiv gnadenlos auf Gewinn, musste bei wenig Bedenkzeit jedoch einige praktische Probleme zum Gewinn lösen und statt den einfachen Weg zu gehen und die Figur zurückzugeben und immer noch mit Gewinnstellung, aber keinerlei weißen Angriffsmöglichkeiten mehr abzuwickeln, suchte Jung weiterhin nach dem allerbesten Zug, dies ging natürlich schief. Die Figur ging ohne Kompensation verloren - Ausgleich, ein verzweifelter Damerückzug im Folgezug - Gewinnstellung für Weiß. So ist das in solch scharfen Stellungen: Sie erfordern extreme Aufmerksamkeit und Uhr und Stellung müssen in der Waagschale verbleiben. Weiß filetierte zum Abschluss die schwarze Königsstellung und Jung warf das Handtuch.


Bittere Niederlage für Niklas Jung.

Am Spitzenbrett steuerte Levin Uyar ein Unentschieden bei. Mit der Abtauschvariante im Caro-Kann wählte Uyar nicht den konsequentesten Weg zum Nachweis des weißen Anzugsvorteils, kam aber dennoch in leichten Vorteil. Im neunzehnten Zug ließ ein Läuferrückzug zur Blockade eines schwarzen Zentrumsvorstoßes die Partie beinahe kippen: Schwarz bekam enormen Druck gegen den schwachen weißen c-Bauern. Objektiv war die Partie ausgeglichen, aber Weiß war an die Verteidigung des Bauern gebunden und jeglicher Offensivaktionen beraubt. Folgerichtig einigte man sich auf Remis.

Quasi zeitgleich endeten die beiden letzten Spiele an Brett 5 und 6. Auch am Brett von Tim Burkhardt wurde die Abtauschvariante im Caro-Kann gespielt. Burkhardt hatte ein starkes 41. Open Untergrombach gespielt und war gut in Form, man rechnete sich einiges aus. Es kam zu taktischen Scharmützeln, Burkhardt war mit Schwarz noch nicht zur Rochade gekommen. In kniffliger MIttelspielstellung führte der Versuch von Burkhardt, das Zentrum zu schließen, direkt ins Verderben, weil danach der d5-Bauer nicht mehr zu verteidigen war und die schwarze Stellung wie ein Kartenhaus zusammenbrach. Das alles war nicht einfach zu sehen und vor allem sehr fein gespielt vom Leipheimer Gegenüber, der einfach einen hervorragenden Tag erwischt und verdient den Siegpunkt für seine Mannschaft eingesammelt hatte.

Quasi gleichzeitig gab Levin Wettstein seine Partie Remis zum Endstand von 2:4. Wettstein war es durch geschicktes Spiel mit Weiß gelungen, einen scheinbar nicht zu verteidigenden Mehr- und Freibauern auf der d-Linie zu schaffen. Auf d5 stand dieser Bauer und in der Schlussstellung hat er das Zeug zum Matchwinner, denn Weiß kann den Bauern tatsächlich halten und nur noch Weiß kann hier gefahrlos auf Gewinn spielen. Mag sein, Wettstein war sicher müde von zwei harten Schachwochen auf der Deutschen Vereinsmeisterschaft und beim 41. Open Untergrombach, mag sein der Mannschaftskampf war verloren, mag sein, es war spät. Allerdings: Auch Brettpunkte können in der Endabrechnung wichtig sein und noch viel wichtiger: Solche Stellungen müssen unter allen Umständen bis zum bitteren Ende ausgekämpft werden, wenn am Ende die blanken Könige stehen, ist es Remis, aber gewinnen kann hier nur noch einer und deswegen war die Punkteteilung viel zu früh.


Brett 5 und 6 beim SCU: Vorne links Levin Wettstein, dahinter Tim Burkhardt.

Aufgrund der verrückten Tabellensituation waren Punkte in diesem Kampf für den SCU essentiell. Die Niederlage war schwer zu verdauen, denn es bleiben nur noch zwei Spiele und der SCU sollte auf einem Abstiegsplatz stehen und würde das auch, wenn nicht... ja wenn nicht diese schockierende Ergebnis aus Ostfildern aufgetaucht wäre: Ostfildern - die Mannschaft die Hunderte von DWZ im Schnitt hinter den anderen Teams liegt, schlägt völlig überraschend und absolut sensationell den SK Freiburg-Zähringen und leistet dem SCU dabei unfassbar wichtige Schützenhilfe.

Der SCU bleibt auf dem sechsten Rang, einen Rang vor den Abstiegsplätzen. Ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass es in den Spielen gegen die Karlsruher Schachfreunde und gegen Freiburg-Zähringen wirklich um alles geht. Da sind zwei Siege absolut Pflicht, um den Abstieg im vierten Jahr der Zugehörigkeit zu dieser Liga zu vermeiden.