1. Mannschaft Aktueller Spieltag
Oberliga Baden-Württemberg - Saison 2025/2026
Aus der 2. Schachbundesliga: SC Böblingen
Aufsteiger Oberligen: SV Hockenheim, TG Biberach
Mannschaftsführer: IM Heinz Fuchs
Zweiter Spieltag: 28.09.2025
Doppelspieltag 1 und 2
In Untergrombach
SK Bebenhausen |
2195 |
- |
SC Untergrombach |
2323 |
1½ - 6½ |
SC Böblingen | 2226 | - | SV Hockenheim | 2249 | 4½ - 3½ |
In Heilbronn
TG Biberach |
2114 |
- |
Heilbronner SV |
2299 |
0 - 8 |
SF Deizisau 2 | 2222 | - | SK Schmiden/Canstatt | 2174 | 2½ - 5½ |
In Brombach
Karlsruher SF |
2256 |
- |
SC Brombach |
2061 |
5½ - 2½ |
SK Ettlingen | 2204 | - | OSG Baden-Baden 3 | 2277 | 3 - 5 |
Zweiter Spieltag: Einzelergebnisse
Brett | SK Bebenhausen |
ELO | SC Untergrombach |
ELO | Ergebnis | |
1 | FM Dr. Braun, Georg | 2408 | - | GM Solodovnichenko, Yuri | 2517 | 0 - 1 |
2 | FM Waffenschmidt, Lars | 2271 | - | IM Ider, Borya | 2481 | ½ |
3 | Hartmann, Martin | 2176 | - | FM Dauner, Benedikt | 2326 | 0 - 1 |
4 | Hamid, Emran | 2200 | - | GM Rogic, Davor | 2337 | ½ |
5 | FM Bräuning, Rudolf | 2203 | - | Peng, Xiang-Tobias | 2247 | 0 - 1 |
6 | Latzke, Boris | 2099 | - | Nied, Pascal | 2216 | 0 - 1 |
7 | Khadempour, Farhad | 2113 | - | IM Fuchs, Heinz | 2220 | ½ |
8 | Kasüschke, Lars | 2090 | - | Doll, Alexander | 2237 | 0 - 1 |
Zweiter Spieltag: Tabelle
Rang | Mannschaft |
Spiele | Punkte | BP | BW | ELO-Schnitt |
1. |
SC Untergrombach |
2 |
4:0 |
13½ |
62½ |
2323 |
2. | Heilbronner SV | 2 | 4:0 | 13 | 58 | 2299 |
3. | SK Schmiden/Canstatt | 2 | 4:0 | 11 | 49 | 2174 |
4. | OSG Baden-Baden III | 2 | 4:0 | 10½ | 47 | 2277 |
5. | SV Hockenheim (N) | 2 | 2:2 | 8 | 36 | 2266 |
6. | Karlsruher SF | 2 | 2:2 | 8 | 35 | 2238 |
7. | SC Brombach | 2 | 2:2 | 7 | 29 | 2088 |
8. | SC Böblingen (A) | 2 | 2:2 | 5½ | 22½ | 2217 |
9. | SK Ettlingen | 2 | 0:4 | 6½ | 32½ | 2204 |
10. | SF Deizisau II | 2 | 0:4 | 5½ | 26½ | 2233 |
11. |
SK Bebenhausen |
2 |
0:4 |
5 |
23 |
2181 |
12. |
TG Biberach (N) |
2 |
0:4 |
2½ |
10½ |
2114 |
Spielbericht
von Ralf Toth
Nach dem hohen Sieg am Vortag war der sonntägliche Gegner des SC Untergrombach gewarnt und Bebenhausen brachte FM Lars Waffenschmidt am Brett 2, um die häuslichen Vorbereitungen der Untergrombacher Spieler zu durchkreuzen. Der SCU trat in identischer Besetzung wie am Vortag an. Der Ausgang des Kampfes war lange offen und die entscheidenden Partien kippten erst spät zu Gunsten der Gastgeber. Doch der Reihe nach.
Das erste Ergebnis war eine für den SCU schmeichelhafte Punkteteilung am zweiten Brett. Dort hatte sich IM Borya Ider etwas verspekuliert: Mit Schwarz wählte er die Moderne Verteidigung und gab umgehend einen Bauern für aktives Spiel. Weiß gab den Bauern zurück und hatte eine sehr aussichtsreiche Stellung: Schwacher, kaum haltbarer schwarzer Bauer auf d6 und klarer Entwicklungsvorsprung für Weiß. Glück für Ider und den SCU, dass der Bebenhausener nach vierzehn Zügen in die angebotene Punkteteilung einwilligte.
IM Borya Ider hatte mit Schwaz etwas Glück bei der Punkteteilung an Brett 2.
Ebenfalls unter der Rubrik "glückliches Remis" muss aus Untergrombacher Sicht das Unentschieden von GM Davor Rogic am vierten Brett eingeordnet werden. Mit Schwarz spielte der kroatische Großmeister zunächst sicher gegen die Alapin-Variante in der Sizilianischen Verteidigung. Etwa um den zwanzigsten Zug herum begann die Partie jedoch zugunsten des Bebenhausener Spielers zu kippen, dieser merkte das und lehnte folgerichtig das Remisgebot ab. Zwar hatten beide Spieler kurz rochiert, Schwarz kam jedoch am Königsflügel mächtig unter Druck, zudem war die schwarze Bauernformation versprengt und genaues Rechnen war angesagt, damit die Partie nicht direkt verloren ging. Weiß hatte die Qual der Wahl und fand nicht immer die stärksten Angriffszüge, so gelang es Schwarz, einige Abtäusche zu forcieren, die Druck aus der Stellung nahmen. Nach dem Damentausch im fünfunddreissigsten Zug war die Stellung dann auch wieder ausgeglichen und kurz darauf wurde die Punkteteilung amtlich. Je nach Betrachtungsweise ergab sich so ein glücklicher halber Punkt für den SCU oder eine vergebene Chance für Bebenhausen.
Hielt mit Mühe dem Druck stand: GM Davor Rogic remisierte mit Schwarz.
Einmal mehr lieferte Pascal Nied eine spektakuläre Vorstellung ab. Mit Schwarz ging es eher gemächlich in die Abtauschvariante im Damengambit. Nach sechzehn Zügen zeigte sich jedoch die Tiefe der Eröffnungsvorbereitung, die bereits auf diesem Niveau ausschlaggebend sein kann:
Latzke -Nied, Stellung nach 16. f4?
Hier schaute Pascal Nied noch einmal tief in die Stellung und spielte...
16. ... Lxh3!
Um diesen Zug auch wirklich aufs Brett zu bringen, gehört schon eine gute Portion Chuzpe, denn die kritische Variante ist unter Turnierbedingungen eigentlich nicht zu berechnen: Nach 17. hxg3 Sxh3+ 18. Kg2 Sxf2 19. Txf2 Txe3 besitzt Schwarz drei Bauern für die geopferte Figur und guten Angriff. Vermutlich war dies für den praktischen Verlauf der Partie ausreichend, taucht man tiefer in die Stellung ein, öffnet sich eine Myriade an Varianten, die der Computer alle als besser für Schwarz ansieht, die sich aber vom Menschen aufgrund ihrer Länge und Tiefe nicht mehr berechnen lassen. Hier dürfte das Praxiswissen des erfahrenen Turnierspielers unter Einschätzung der eigenen Fähigkeiten eine wichtige Rolle spielen. Weiß jedenfalls akzeptierte den Bauernverlust und setzte nach langem Nachdenken mit 17. Lf5 fort und Schwarz spielte mit einem glatten Mehrbauern weiter. Weiß suchte sein Glück in weiteren Abtäuschen und kurz vor der Zeitkontrolle war tatsächlich ein Leichtfigurenendspiel (weißer Springer gegen schwarzen Läufer) entstanden, der schwarze Mehrbauer stand noch immer auf dem Brett. Es kam zu folgender Stellung:
Latzke - Nied, Stellung nach 43. b4
Diese Stellung ist gewonnen für Schwarz, aber wie führt man die Position zum Sieg? Der geneigte Leser mag selbst versuchen, die Lösung zu finden. Pascal Nied demonstrierte in der Parte eine ansprechende Lösungsvariante:
43. ... b4!
Und Schwarz gewinnt den Wettlauf der Bauern nach
44. axb5 a4!
45. Sc4 Lxc5
46. bxc5 Ke6
47. b6 Kd7
48. Ke4 a3
49. Kd5 a2
50. c6+ Kc8
51. Kd6 a1D
52. b7+ Kc8 und Aufgabe.
Eine starke Leistung von Pascal Nied, der seine Mannschaft damit erstmals in diesem Kampf in Führung brachte.
Pascal Nied mit den schwarzen Steinen: Der Läufereinschlag auf h3 brachte die Vorentscheidung, im Endspiel demonstrierte Nied dann saubere Technik.
Mit der Führung im Rücken, aber bei durchaus unklaren Stellungen an den restlichen Brettern endete die Partie von Mannschaftsführer IM Heinz Fuchs nach langem Kampf und 74 Zügen unentschieden. Der Intenationale Meister griff diesmal zur Englischen Eröffnung, dreizehn Züge lang folgten beide Spieler einer alten Partie von Karpov (Karpov-Portisch, 1975). Es entstand eine spannungsgeladene Stellung bei vollem Brett, Weiß hatte die halboffene f-Linie zur Verfügung, Schwarz spielte am Damenflügel. Im Mittelspiel öffnete sich die Stellung und Schwarz konnte den Druck erhöhen, aber Fuchs verteidigte präzise. Bei Erreichen der Zeitkontrolle stand die Partie auf des Messers Schneide. Beide Spieler spielten mit offenem Visier, was die Partie sehr interessant für Beobachter oder zum Nachspielen machte. Nach 47 Zügen war ein Turmendspiel entstanden, in dem Schwarz erstmals einen materiellen Vorteil in Form eines Bauerngewinns vorweisen konnte. Nun musste der Untergrombacher Leader seine ganzen Schachkünste aufbieten, um die Partie zu halten, was auch gelang. Nachdem der schwarze König in der Mitte des Bretts abgeschnitten war, gab es für den Freibauern auf a2 kein Weiterkommen.
IM Heinz Fuchs stand lange unter Druck, erkämpfte aber schlussendlich mit Weiß ein verdientes Remis.
Beim knappen Stand von 2,5:1,5 war der Ausgang des Kampfes lange unklar, doch dann kippte eine Partie nach der anderen zu Untergrombacher Gunsten, es hagelte Siege.
Xiang-Tobias Peng sah sich mit Weiß mit dem Maroczy-Aufbau in der Sizilianischen Verteidigung konfrontiert. Peng trieb seinen f-Bauern bis nach f6, Schwarz nahm und hatte fortan einen schwachen Bauern auf d6 zu verwalten. Dieser fiel auch kurz darauf. Mit dem Mehrbauern ging Weiß ins Endspiel und verdichtete seinen Vorteil bis zur Zeitkontrolle in kleinen Schritten. Als Peng im siebenundvierzigsten Zug einen Freibauern auf der c-Linie errungen hatte, wurde es für den am Tag zuvor siegreichen FM Bräuning schwer, die Stellung noch zu halten. Gegen die trickreiche Verteidigung von Schwarz (finale Idee: In ein Endspiel T+L gegen T zu gehen) fand der Untergrombacher jedoch durchaus probate Mittel und veredelte das Endspiel zu seinem zweiten Sieg.
Schug mit zwei Siegen zum Auftakt gleich voll ein: Neuzugang Xiang-Tobias Peng, hier mit Weiß gegen FM Rudolf Bräuning.
Eine sehr kompizierte Partie führte am Spitzenbrett GM Yuri Solodovnichenko siegreich zu Ende. Mit Weiß wählte der Großmeister gegen den starken Bebenhausener Spitzenspieler die Anderssen-Variante der Spanischen Eröffnung. Im MIttelspiel bekam Solodovnichenko einen gedeckten Freibauern auf d5, hatte jedoch mit einem schwachen schwarzfeldrigen Läufer zu kämpfen. "Solo" löste dann die sich stellenden Probleme auf äußerst frappierende Weise: Mit einem Figurenopfer öffnete er die schwarze Königsstellung, die entstandene Stellung befand sich etliche Züge lang (trotz einer Figur weniger) immer im Gleichgewicht. Spannend wurde es dann nach 32 Zügen: Nach einigem Nachdenken wickelte GM Solodovnichenko in eine Stellung mit Dame und zwei Bauern gegen Turm und zwei Leichtfiguren ab. Selten sieht man solche Stellungsbilder! Schwarz kooridnierte erst einmal seine Figuren und es wurde ordentlich laviert. Nach sechsundvierzig Zügen ging der Bebenhausener dann - sicher auch bedingt durch den Stand an den anderen Brettern - voll ins Risiko:
Solodovnichenko - Braun, Stellung nach 46. Da8
46. ... Lf5?
Mit vollem Risiko gespielt! Leider lässt dieser Zug den schwarzen König in der Bredouille. GM Solodvnichenko findet die Widerlegung:
47. Tg3 Lg6
48. Txg6!! Kxg6
49. De4+ Kf6
50. d7!
Diesen Zug hatte der Bebenhausener Spitzenspieler wohl nicht auf dem Schirm. Nun gibt es kein Entkommen mehr, um die Umwandlung des Bauern in eine Dame zu verhindern, geht in jedem Fall der Turm auf f2 verloren. In der Partie nahm Schwarz wenigstens noch einen Bauern mit 51. Txg2 52. Dxg2 und es wurde zwar noch einige Züge weitergespielt, aber Untergrombachs Nummer Eins ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und brachte den Sieg sicher nach Hause.
Behielt kühlen Kopf: GM Yuri Solodovnichenko gewann mit Weiß eine spannende und ungewöhnliche Partie.
Wie man eine Verluststellung in einen Sieg umwandelt, zeigte an diesem Tag Alexander Doll am Brett 8. Mit Schwarz baute sich Doll gegen die Réti-Eröffnung ganz ähnlich auf, wie am Vortag sein Mannschaftskapitän Heinz Fuchs. Allerdings beließ Weiß in der Partie seinen König in der Mitte und startete umgehend einen harten Königsangriff gegen den Doll nicht die richtigen Mittel fand. Für einen kurzen Moment hatte der Untergrombacher duch die Öffnung des Zentrums die Gelegenheit, wieder ins Spiel zurückzufinden, verpasste diese jedoch (18. ... Td8? statt 18. ... e5!) und Weiß nutze die Gelegenheit zur langen Rochade. Schwarz hatte nun echte Probleme zu lösen. Allerdings war es nun umgekehrt Weiß, der nicht mehr die richtigen Züge fand, um seine Gewinnstellung in Zählbares zu verwandeln. Nach und nach ließ der Bebenhausener Doll vom Haken und Doll fand zurück ins Spiel. Nach der Zeitkontrolle war das Endspiel schon objektiv ausgeglichen. Weiß spielte aber weiterhin auf Sieg, sicherlich auch bedingt durch den Rückstand seiner Mannschaft, und überzog. Im dreiundvierzigsten Zug wurde es dann zu viel des Guten und statt die letzte Gelegenheit zu nutzen, in eine haltbare Stellung abzuwickeln, verdarb Weiß sein in der ersten Hälfte sehr schönes Spiel mit 44. Ta8? und als Doll die Mattdrohung verteidigt hatte, war der schwarze h-Bauer unaufhaltsam. Alexander Doll hatte die Partie komplett gedreht und ging als Sieger vom Brett.
Alexander Doll drehte mit Schwarz eine verlorene Partie zum Sieg.
Eine IM-Norm könnte eines der Ziele für FM Benedikt Dauner für die laufende Saison sein. Wie am Vortag musste der Sympathieträger, der mit seinen Trainings die Untergrombacher Nachwuchstalente schon ein großes Stück weitergebracht hat, über die volle Distanz gehen. Zähigkeit und Hartnäckigkeit gehören mit Sicherheit zu den Stärken von Benedikt Dauner, das hat er in der vergangenen Saison schon mehr als einmal bewiesen. So auch mit den weißen Steinen in der Partie gegen den grundsoliden Martin Hartmann. In der ersten Spielhälfte spielte sich alles am Damenflügel ab. A- und b-Linie wurden geöffnet und auf den geöffneten Linien postierten beide Spieler ihre Schwerfiguren. In einer Stellung mit symmetrischer Bauernstruktur fiel es Beobachtern schwer zu erkennen, wie einer der beiden Spieler Vorteil bekommen könnte. Rund um den dreißigsten Zug wurden einige Züge wiederholt, um Zeit von der Uhr zu nehmen. Das stille Remisgebot lehnte Dauner jedoch ab. Auch nach dem Tausch der Damen kam die Stellung nicht aus dem Gleichgewicht. Geduldig spielte Dauner weiter, lauerte auf den einen Fehler, den sein Gegner vielleicht machen würde. Nach über fünfzig Zügen war es dann soweit: Dauner hatte sich tatsächlich einen gedeckten Freibauern auf f6 geschaffen. Nur war die Stellung noch immer nicht gewonnen und es sollte noch zwanzig weitere Züge dauern, bis Dauner im siebzigsten Zug die entscheidende Idee fand (Turmtausch). Nach siebenundsiebzig Zügen war es dann so weit und Benedikt Dauner konnte sich über seinen zweiten Sieg im zweiten Sieg freuen. Beiden Spielern war die Erschöpfung nach dem langen Kampf deutlich anzumerken.
FM Benedikt Dauner gewann auch sein zweites Spiel nach langem und zähem Kampf.
Am Ende fuhr der SCU einen 6,5:1,5-Heimsieg ein, der sicherlich zu hoch ausfiel, denn Bebenhausen hatte gute Chancen auf ein besseres Ergebnis. Für Untergrombacher Schachfans ist die Tabelle ein schöner Anblick, denn die Mannschaft übernimmt bis zum dritten Spieltag die Tabellenführung und das, obwohl der Meisterschaftsfavorit aus Heilbronn am zweiten Spieltag der TG Biberach die Höchstrafe (8:0) verpasste! Im Parallelspiel unterlag der Geheimfavorit Hockenheim ohne sein Spitzenbrett knapp dem SC Böblingen. Noch dazu hat der kein Spieler beim SC Untergrombach auch nur eine Partie verloren, insofern war es ein perfektes Schach-Wochenende in der Joß-Fritz-Schule aus Untergrombacher Sicht.
Für Untergrombach geht es am dritten Spieltag weiter mit dem Auswärtsspiel beim Reisepartner SV Hockenheim, Spieltermin ist der 16. November.